Finanzkennzahlen 2019

in Mio. €
2019 2018
EBIT* 75,2 80,2
EBT 74,0 80,5
Bilanzsumme 1.042,9 924,0
Nettofinanzposition 37,0 21,9
Pensionsrückstellung 528,5 507,2

* vor Sondereffekten

 

 

 

 

Lagebericht

GRUNDLAGEN DES KONZERNS

Geschäftsmodell

Vor 150 Jahren gegründet, steht die TÜV NORD GROUP für Sicher­heit und Vertrauen. Als Dienstleister mit langer Tradition im Bereich Technologie und Sicherheit befasst sich die TÜV NORD GROUP mit der Beantwortung wichtiger globaler Zukunftsfragen. Ihre Sachverständigen und Experten erbringen innovative Prüfungs-, Zertifizierungs-, Beratungs- und Engineeringdienst­leistungen mit höchster Kompetenz nach weltweit geltenden Standards. Somit gewährleistet die TÜV NORD GROUP als Tech- nologie-Konzern eine umfassende Betreuung ihrer Kunden regional, national und international.

Die TÜV NORD GROUP ist als technologischer Dienstleister im TICCET-Markt (Testing, Inspection, Certification, Consulting, Engineering, Training) tätig und hat ihre Aktivitäten in sechs Geschäftsbereiche sowie den Bereich Holding / Services organisiert. Über das klassische Prüfgeschäft hinaus werden vielfältige Beratungs- und Schulungsdienstleistungen angeboten. Ein Allein- stellungsmerkmal, das den Konzern von den Wettbewerbern in der Branche abgrenzt, sind die Dienstleistungen in den Geschäfts­bereichen Engineering und Rohstoffe sowie Aerospace.

  • Der Geschäftsbereich Industrie Service zeichnet sich durch Prüf- und Zertifizierungsdienstleistungen wie spezifische Einzelprüfungen und sicherheitstechnische Bewertungen komplexer Anlagen aus.
  • Das breite Spektrum an Dienstleistungen des Geschäftsbereichs Mobilität umfasst neben dem Kfz-Prüfgeschäft, Führerschein­prüfungen in Deutschland, Autoservices und Gutachten, die Prüfung der Zulässigkeit von Fahrzeugkomponenten und Fahr­zeugen (Homologation) sowie entwicklungsbegleitende Prüfungen und Beratungsleistungen für die Automobilindustrie.
  • Der Geschäftsbereich Rohstoffe wurde im Jahr 2019 in Engineering und Rohstoffe umbenannt, um der gestiegenen Bedeutung der Engineeringdienstleistungen Ausdruck zu verleihen. Die Gesellschaften des Geschäftsbereichs sind in den Märkten Anlagen­bau und Verfahrenstechnik, Bauwesen und Infrastruktur, Bergbau und Energie aktiv.
  • Unter den Tätigkeitsbereich des Geschäftsbereichs Bildung fallen die Qualifizierung und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften. Darüber hinaus werden öffentlich geförderte Schulungsmaßnahmen angeboten.
  • Im Geschäftsbereich Aerospace stehen die Beschaffung, Modi­fizierung, Integration, Prüfung und Zertifizierung von Elektronikkomponenten für die Luft- und Raumfahrtindustrie sowie weitere hoch spezialisierte Branchen im Vordergrund.
  • Der Geschäftsbereich IT bietet Prüf-, Test- und Zertifizierungsdienstleistungen rund um IT-Sicherheit sowie Beratung für Betrieb und Planung von Telekommunikations- und IT-Netzen an.

Zum 31. Dezember 2019 werden mit der Führungsgesellschaft TÜV NORD AG, die als Management-Holding fungiert, 85 Gesellschaften in den Konzernabschluss einbezogen, davon 42 im Inland und 43 im Ausland. Der Konzernabschluss der TÜV NORD AG bezieht alle wesentlichen Tochterunternehmen im In- und Ausland ein, die von der TÜV NORD AG direkt oder indirekt beherrscht werden.

 

WIRTSCHAFTSBERICHT

Gesamtwirtschaftliche und branchenbezogene ­Rahmenbedingungen

Weltweit bleiben die politischen Unwägbarkeiten zu Beginn des Jahres 2020 bestehen und belasten über die geringe Investitionsbereitschaft der Unternehmen hinaus den Außenhandel. Aus­gehend von einer Eskalation der Handelskonflikte sowie des Brexits bleiben die Risiken hoch. Die Weltkonjunktur bleibt gedämpft, was sich in einem rückläufigen Welthandel in der zweiten Jahres­hälfte 2019 widerspiegelte. Während die Industrieproduktion in den entwickelten Volkswirtschaften weiter zurückging, nahm sie in den aufstrebenden Volkswirtschaften, insbesondere in Asien, etwas zu. Das weltweite Wachstum lag mit 3,0 % für das Jahr 2019 deutlich unter dem Vorjahr (3,7 %). Wesentliche Wachstumstreiber blieben China, Indien und die USA, die jedoch auch wesentlich für die weltweite Abschwächung verantwortlich sind. Das Wachs­tum im Euroraum lag mit 1,1 % ebenfalls signifikant unter dem Vorjahr (1,9 %).

Die konjunkturelle Schwäche der deutschen Wirtschaft hält an. Die Verluste an Wertschöpfung im industriellen Bereich, der sich weiterhin im Abschwung befindet, werden weitgehend durch das Wachstum in den Bereichen Dienstleistungen und Bauwirtschaft kompensiert. Ein stärkerer Abschwung oder gar eine ausgeprägte Rezession sind gegenwärtig eher nicht zu erwarten. Die exportorientierte deutsche Industrie sieht sich nach wie vor einem durch Handelskonflikte verursachten schwachen Welthandel, einer stagnierenden globalen Industriekonjunktur und einer weltweiten Abschwächung der Nachfrage nach Kraftfahrzeugen gegenüber. Dies dämpft die Investitionsneigung im Inland und strahlt auf die binnenwirtschaftliche Nachfrage nach Vorleistungs- und Investitionsgütern aus. Die weniger exportabhängigen Bereiche der Binnenwirtschaft bleiben davon bislang relativ unberührt. Die private und staatliche Nachfrage nach Konsumgütern und Bauleistungen liefern indessen verlässliche Impulse. Das gegenüber dem Vorjahr rückläufige Wachstum betrug aus den oben genannten Gründen 0,5 % (2018: 1,5 %).

Der weltweite Markt für TIC-Services wird zu Beginn des Jahres 2020 größer als Mrd. € 150 geschätzt. Der europäische Markt liegt bei rd. Mrd. € 50. Generell entwickelt sich der Markt für TIC-Services weiterhin positiv.

Als Teil eines Wissenskonzerns steht die digitale Zukunft bei allen Unternehmen der TÜV NORD GROUP im Fokus. Die Mitarbeitenden stellen sich den zusätzlichen Anforderungen der Digitalisierung, der weltweiten Vernetzung und immer kürzeren Produktzyklen und bieten Lösungen für Sicherheit.

Geschäftsverlauf

Die TÜV NORD GROUP hat in einem wettbewerbsintensiven und wirtschaftlich schwächeren Umfeld ihren Wachstumskurs durch das internationale Produktportfolio sowie die Ausweitung der welt­weiten Präsenz ihrer Dienstleistungen weiter ­fortgesetzt. Es wurde ein positives operatives Ergebnis erreicht, das ins­besondere aufgrund hoher Aufwendungen für Zukunfts- und Wachstumsprojekte leicht unter dem operativen Niveau des ­Geschäftsjahrs 2018 liegt.

Die im Lagebericht 2018 und in der Prognose für 2019 angekündigten Entwicklungen der finanziellen Leistungsindikatoren Umsatz und Ergebnis wurden erreicht bzw. leicht übertroffem. Alle Geschäftsbereiche tragen maßgeblich zu dieser positiven Entwicklung bei und haben wie geplant einen positiven Ergebnisbeitrag erzielt.

Die geplanten moderaten Umsatzsteigerungen des Geschäfts­bereichs Industrie Service wurden im Ausland übertroffen und im Inland aufgrund des verstärkten Wettbewerbs nicht ganz erreicht. Im Geschäftsjahr ist das Ergebnis, bedingt durch die Kosten aus Zukunfts- und Wachstumsprojekten, wie geplant zurückgegangen.

Die geplante positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung wird für den Geschäftsbereich Mobilität auch 2019 übertroffen. Dies ist im Wesentlichen auf den Ausbau der Partnerorganisation sowie die Digitalisierung und Weiterentwicklung von Dienstleistungen zurückzuführen.

Der für den Geschäftsbereich Engineering und Rohstoffe geplante moderate Umsatz- und Ergebnisanstieg wurde aufgrund der verschlechterten Auftragslage nicht in vollem Umfang erreicht.

Im Geschäftsbereich Bildung ist der sich insbesondere aus der planmäßigen Schließung des bergmännischen Schulwesens resultierende geplante Umsatz- und Ergebnisrückgang nur teilweise eingetreten und konnte durch zusätzliche Job-Speed-Datings weitestgehend kompensiert werden.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Aerospace liegt bedingt durch die verstärkte Abrechnung von Großprojekten über Planniveau. Der geplante leichte Ergebnisrückgang konnte aufgrund von Projekten mit einer höheren Rendite abgeschwächt werden.

Der Geschäftsbereich IT weist ein Umsatzwachstum leicht über Planniveau aus und konnte sich am Prüf- und Beratungsmarkt für Informations- und Kommunikationstechnologien weiter etablieren. Wesentliche Umsatzsteigerungen gab es insbesondere im Bereich IT-Security. Der Ergebnisrückgang ist im Zusammenhang mit Anlaufverlusten sowie kundenseitigen Verzögerungen im Beratungs­geschäft höher als geplant.

Die Zahl der Vollzeitbeschäftigten des Konzerns im Jahr 2019 hat nahezu das Planniveau erreicht. Ursächlich für die steigende Anzahl der Mitarbeitenden sind Neueinstellungen vornehmlich im Geschäftsbereich Industrie Service.

Die im Rahmen der Strategie 2020plus beschlossenen Innovationsprojekte des Konzerns zur Entwicklung neuer Dienstleistungen wurden 2019 planmäßig fortgeführt.

Im Geschäftsjahr 2019 haben sich die finanziellen Leistungsindikatoren des Konzerns im Vergleich zum Vorjahr wie folgt entwickelt:

  • Der Umsatz erhöhte sich um 4,3 % von Mio. € 1.229,5 auf Mio. € 1.282,4. Die Umsatzsteigerung in Höhe von Mio. € 52,9 ist im Wesentlichen auf die Geschäftsbereiche Mobilität sowie Engineering und Rohstoffe zurückzuführen.
  • Das Betriebsergebnis (EBIT) vor Sondereffekten ist um −6,2 % von Mio. € 80,2 auf Mio. € 75,2 gesunken. Die Ergebnisverringerung in Höhe von Mio. € −5,0 ist vornehmlich auf den Ergebnisrückgang der Geschäftsbereiche Industrie Service und Bildung sowie auf Kostensteigerungen im Zusammenhang mit den Zukunfts- und Wachstumsprojekten zurückzuführen.
  • Die Umsatzrendite, gemessen am EBIT, betrug somit 5,9 % nach 6,5 % im Vorjahr.
  • Das Ergebnis vor Steuern (EBT) ist um Mio. € −6,5 auf Mio. € 74,0 gesunken.
  • Die Zahl der Mitarbeitenden hat sich von 10.735 auf 11.235 (Durchschnitt, umgerechnet auf Vollzeitbeschäftigte) im Jahr 2019 erhöht.

Ertragslage

Im Geschäftsjahr 2019 erzielte der TÜV NORD Konzern einen Umsatz von Mio. € 1.282,4 (2018: Mio. € 1.229,5). Die folgende Abbildung zeigt die Umsatzentwicklung der vergangenen Jahre (Mio. €):

 

 

Die regionale Aufteilung des Umsatzes (Mio. €) zeigt folgende ­Abbildung:

 

Im Inland erzielte der Konzern 2019 Umsatzerlöse in Höhe von Mio. € 948,2 (2018: Mio. € 903,4). Der Umsatz des internationalen Geschäfts betrug Mio. € 334,2 (2018: Mio. € 326,1) und erreichte einen Anteil von 26,1 %.

Nach Geschäftsbereichen sowie Holding / Services gegliedert ergab sich für das Jahr 2019 folgendes Gesamtbild:

 

Die einzelnen Geschäftsbereiche entwickelten sich unterschiedlich, beeinflusst durch die heterogene Marktpräsenz, die vielfältigen Produktportfolios sowie die regionale Ausrichtung.

Der Geschäftsbereich Industrie Service erwirtschaftete einen Umsatz von Mio. € 552,6 (2018: Mio. € 559,9), wobei sich das Auslands­geschäft positiv entwickelte. In Deutschland liegt der Umsatz mit Mio. € 345,9 unter dem Vorjahresniveau (2018: Mio. € 361,0), im Wesentlichen bedingt durch die Zuordnung von zwei Gesellschaften zum Geschäftsbereich Engineering und Rohstoffe ab 1. Januar 2019. Zum Umsatzanstieg im Ausland auf Mio. € 206,7 (2018: Mio. € 198,9) hat hauptsächlich die gute Entwicklung in Indien beigetragen.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Mobilität lag mit Mio. € 423,7 um 8,5 % über dem Vorjahresniveau von Mio. € 390,5. Gründe für die Umsatzsteigerung ist im Wesentlichen das Geschäft mit Kooperationspartnern. Des Weiteren wirken sich die Erstkonsolidierungen von TÜV NORD Sofortgutachten GmbH & Co. KG und TÜV NORD live expert GmbH & Co. KG zum 1. Januar 2019 aus.

Im Geschäftsbereich Engineering und Rohstoffe wurde ein Umsatz von Mio. € 127,3 (2018: Mio. € 106,5) erzielt, ursächlich für den ­Anstieg ist insbesondere die Zuordnung von zwei Gesellschaften aus dem Geschäftsbereich Industrie Service sowie die gute Entwicklung im Geschäftsfeld Geo Engineering & Exploration.

Der leichte Umsatzrückgang im Geschäftsbereich Bildung auf Mio. € 100,3 (2018: Mio. € 101,2) resultiert aus der planmäßigen Schließung der bergmännischen Berufskollegs zum 31. Juli 2018.

Der Umsatz des Geschäftsbereichs Aerospace lag mit Mio. € 49,0 über dem Vorjahresniveau (2018: Mio. € 47,6) aufgrund verstärkter Abrechnung von Großprojekten.

Maßgeblich für den Umsatzanstieg auf Mio. € 25,9 (2018: Mio. € 18,6) im Geschäftsbereich IT ist die Erstkonsolidierung von TÜV NORD IT Secure Communications GmbH & Co. KG zum 1. Januar 2019, die beratend auf dem Gebiet der IT-Sicherheit tätig ist.

Die Konzernaufwendungen sind im Berichtsjahr um 5,4 % auf Mio. € 1.252,9 gestiegen. Der Materialaufwand hatte eine Höhe von Mio. € 238,4 nach Mio. € 216,1 im Vorjahr. Dies ist im Wesentlichen auf gestiegene Aufwendungen für bezogene Leistungen zurück­zuführen.

Bedingt durch die Einstellung neuer Mitarbeitender sind die Personal­aufwendungen um 4,1 % auf Mio. € 741,9 gestiegen.

Weitere Informationen zu den Aufwendungen enthält der Konzern-Anhang unter Pkt. 3. »Erläuterungen zur Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung«.

Das Vorsteuerergebnis (EBT) betrug Mio. € 74,0 und lag somit Mio. € −6,5 unter dem Vorjahresergebnis von Mio. € 80,5. Wie im Vorjahr haben alle Geschäftsbereiche zum positiven Ergebnis des Konzerns beigetragen. Aufgrund der Erstanwendung von IFRS 16 (Leasing) hat sich das EBT um Mio. € 0,8 reduziert.

Der Jahresüberschuss erreichte mit Mio. € 46,0 einen um −10,1 % niedrigeren Wert als im Vorjahr (2018: Mio. € 51,2).

 

Vermögenslage

Der TÜV NORD Konzern weist solide Bilanzrelationen auf. Die Bilanzsumme stieg im Berichtsjahr auf Mio. € 1.042,9 (2018: Mio. € 924,0).

Das langfristige Vermögen ist von Mio. € 548,2 auf Mio. € 656,3 gestiegen. Hintergrund ist insbesondere der Anstieg des Sach­anlage­­vermögens aufgrund der Erstanwendung des IFRS 16 (Leasing). Der Deckungsgrad des langfristig gebundenen Vermögens (Eigenkapital zuzüglich Pensionsrückstellungen / langfristiges Vermögen) lag bei 99,4 % (2018: 112,4 %).

Das kurzfristige Vermögen betrug, mit einem Anteil von 37,1 % an der Bilanzsumme, Mio. € 386,6 (2018: Mio. € 375,8). Der Anstieg ist im Wesentlichen durch die Erhöhung der Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente im Berichtsjahr auf Mio. € 89,3 (2018: Mio. € 73,5) bedingt.

Zudem verfügt der Konzern über stille Reserven, vorwiegend im Immobilienbesitz und in Beteiligungen.

Das Eigenkapital liegt mit Mio. € 124,0 über dem Niveau des Vorjahres (2018: Mio. € 108,7). Die Eigenkapitalquote betrug 11,9 % (2018: 11,8 %). Aufgrund der Absenkung des Diskontierungszins­satzes der Pensionsverpflichtungen auf 1,0 % wurden 2019 versicherungsmathematische Verluste in den Sonstigen Eigenkapitalpositionen in Höhe von Mio. € 24,2 (2018: Mio. € 36,6) verrechnet, die insofern die Gesamtergebnisrechnung beeinflusst haben.

Im Geschäftsjahr 2019 wurden Mio. € 765,4 des Planvermögens mit den Pensionsrückstellungen saldiert (2018: Mio. € 766,8). Der nicht durch Planvermögen ausfinanzierte Teil der Rückstellung für laufende und künftige Pensionsverpflichtungen lag bei Mio. € 528,5 (2018: Mio. € 507,2). Ursächlich für den Anstieg ist die erneute Absenkung des Diskontierungszinssatzes der Pensionsrückstellungen.

Durch die Zuführung zur Rückdeckung im Jahr 2019 konnte die Deckungslücke aus der Altersversorgung im Vergleich zum Vorjahr, bereinigt um Effekte aus der Änderung des Diskontierungszins­satzes, weiter verringert werden.

Weitere Informationen zur Vermögenslage enthält der Konzern-Anhang unter Pkt. 5. »Erläuterungen zur Konzern-Bilanz«.

 

Finanzlage

Die positive Nettofinanzposition des TÜV NORD Konzerns hat sich gegenüber dem Vorjahr, trotz des weiterhin hohen Investitions­volumens und der hohen Aufwendungen für Zukunfts- und Wachstumsprojekte, nochmals verbessert. Der TÜV NORD Konzern ist zum 31. Dezember 2019 nicht verschuldet und steht auf solider finanzieller Basis. Dies ermöglicht, gezielt in Innovationen, Ausbildung und die Zukunftsfähigkeit der Dienstleistungen zu investieren.

Die vorrangigen Ziele der konservativen Finanzstrategie des Konzerns, der Erhalt des guten Ratings und die Gewährleistung einer angemessenen Liquidität zur bedarfsgerechten zentralen Finan­zierung aller Konzerngesellschaften, wurden wie in den Vorjahren konsequent weiterverfolgt. Die Sicherung einer weitreichenden finanziellen Flexibilität und das Risiko- und Chancenmanagement sind weitere tragende Säulen der Finanzstrategie.

Der TÜV NORD Konzern hat im Berichtsjahr von der Deutschen Bundesbank nach Untersuchung maßgeblicher Finanzkennzahlen wie Rentabilität, Innenfinanzierungskraft, Liquidität und Kapitalstruktur auf Basis testierter Jahresabschlusszahlen seit der ersten Prüfung 2007 zum 13. Mal in ununterbrochener Folge das Prädikat »Notenbankfähig« verliehen bekommen. Der Konzern gehört damit beständig zum Kreis der kreditwürdigen Unternehmen, deren Verbindlichkeiten von Geschäftsbanken als Sicherheit bei der Deutschen Bundesbank hinterlegt werden können. Dies sichert der TÜV NORD GROUP weiterhin einen guten Zugang zu finanziellen Ressourcen.

Der Cashflow (siehe »Konzern-Kapitalflussrechnung«) betrug Mio. € 86,6 und wurde im Wesentlichen für Investitionen in immaterielle Vermögenswerte und Sachanlagen und für die Rückdeckung der Pensionsrückstellungen verwendet. Das Investitionsvolumen ohne Unternehmensakquisitionen lag im Geschäftsjahr bei Mio. € 56,7 (2018: Mio. € 57,6). Davon entfielen Mio. € 48,5 auf die inländischen und Mio. € 8,2 auf die ausländischen Gesellschaften. Im Fokus standen Sachinvestitionen in Prüfausrüstungen, in den Fuhrpark, in Hard- und Software sowie der Bau von Immobilien in Essen. Zum Bilanzstichtag bestanden keine wesentlichen Zahlungsverpflichtungen aus Investitionen.

Im Geschäftsjahr gab der Konzern insgesamt Mio. € 7,4 für Unternehmens- und Beteiligungserwerbe aus (2018: Mio. € 2,2). Alle Projekte wurden nach wertschaffenden Kriterien beurteilt. Dabei wurde jedes potenzielle Akquisitions- oder Investitionsprojekt sowohl hinsichtlich seiner Rendite als auch seiner Auswirkungen auf die Konzern-Bilanz geprüft und analysiert.

Die Nettofinanzposition des Konzerns betrug zum Jahresende Mio. € 37,0 und lag trotz der hohen Investitionen über dem Vorjahresniveau (2018: Mio. € 21,9).

Die bestehende Konsortialkreditlinie in Höhe von Mio. € 100,0 wurde zum 31. Dezember 2019 nicht in Anspruch genommen.

Der Konzern war im Geschäftsjahr 2019 jederzeit in der Lage, seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

 

Gesamtaussage zur Lage

Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Lage ist die TÜV NORD GROUP mit dem Verlauf des Geschäftsjahrs ­zufrieden. Ungeachtet des guten operativen Ergebnisses des Konzerns werden auch in Zukunft alle Anstrengungen unternommen, um die Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage weiter zu optimieren. Die TÜV NORD GROUP geht auch für die Zukunft von einer stabilen Ertrags-, Vermögens- und Finanzlage aus.

 

 

NICHT FINANZIELLE LEISTUNGSINDIKATOREN

Innovationen

Der technologische Wandel hat erheblichen Einfluss auf die zukünf­tige Geschäftstätigkeit des Konzerns. Die Förderung von Innovationen ist ein Schwerpunkt der Aktivitäten der TÜV NORD GROUP. Um die Chancen zu nutzen bzw. die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung zu bewältigen, bedarf es einer zielgerichteten Innovationskultur sowie eines aktiven Innovationsmanagements.

Im Jahr 2019 wurde ein geschäftsbereichsübergreifendes Inno­vation Council als Governance Gremium eingerichtet für die kontinuierliche Weiterentwicklung des Innovationsportfolios der TÜV NORD GROUP.

Innerhalb jedes Geschäftsbereichs ist ein Innovation Board für die Überwachung, Steuerung und Koordination des jeweiligen Innovationsprozesses verantwortlich. In diesen Boards erfolgt die Bewertung und Entscheidung über die Weiterführung der einzelnen Innovationsideen und -projekte von der Idee bis zur Markt­einführung.

Durch das eingerichtete Innovationscontrolling erfolgen in der TÜV NORD GROUP quartalsweise Abfragen und Analysen von Umsatz, Kosten, Investitionen, Zahl der Mitarbeitenden sowie der allgemeinen Innovationskosten. Der Vorstand und der Aufsichtsrat werden regelmäßig über die Ergebnisse informiert.

Wichtige Grundlagen für die digitale Transformation und den Innovationsprozess des Konzerns sind die internationale Präsenz sowie das Know-how der TÜV NORD-Mitarbeitenden. Im Einklang hierzu kooperiert der Konzern mit Universitäten und Forschungs­institutionen. Des Weiteren sind in relevanten Gremien der Entwicklung von nationalen und internationalen branchenrelevanten Regelwerken Mitarbeitende der TÜV NORD GROUP vertreten. Somit sind die Voraussetzungen geschaffen, um den Erfolg der Kunden der TÜV NORD GROUP im digitalen Zeitalter zu unterstützen.

Der notwendige Kulturwandel wird mit der Digital Academy weiterhin aktiv aus dem Unternehmen heraus vorangetrieben. Das erfolgreiche Programm ist mittlerweile im dritten Jahr und wird weiter ausgebaut, um noch mehr Mitarbeitende einzubinden. Annähernd 40 Digitalisierungsprojekte sind bereits aus der Digital Academy hervorgegangen oder werden umgesetzt. Mitarbeitende aus allen Geschäftsbereichen wurden zu Digital Experts ausgebildet und ­haben in ihren Organisationen neue und größere Heraus­forderungen angenommen und wirken so als Katalysatoren der Veränderung. Mit diesem wirkungsvollen Konzept hat die TÜV NORD GROUP im Jahr 2019 erste Erfolge mit externen Kunden erzielt.

 

Mitarbeitende

In den in- und ausländischen Konzerngesellschaften der TÜV NORD GROUP waren zum 31. Dezember 2019 im Durchschnitt, umgerechnet auf Vollzeitbeschäftigte, 11.235 Mitarbeitende gegenüber 10.735 im Vorjahr beschäftigt.

Einschließlich der von den Vereinen gestellten Sachverständigen betrug die durchschnittliche Zahl der Vollzeitbeschäftigten 11.276 (2018: 10.780). Zum Stichtag 31. Dezember 2019 betrug die Zahl der Mitarbeitenden 14.088 nach Köpfen. Der Frauenanteil im Konzern belief sich unverändert auf ca. 29 %.

In Deutschland sind 7.889 Mitarbeitende tätig. Die Anzahl der Beschäftigten im Ausland ist 2019 auf 3.387 gestiegen. Der größte Geschäftsbereich ist der Geschäftsbereich Industrie Service mit 5.910 Mitarbeitenden im In- und Ausland, gefolgt vom Geschäftsbereich Mobilität mit 2.761 Beschäftigten.

Das Know-how und der technische Sachverstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bilden die Grundlage für den langfristigen Erfolg der TÜV NORD GROUP. Ein umfassendes Angebot für die Qualifizierung und Weiterentwicklung der Mitarbeitenden und Führungskräfte ist dafür eine unabdingbare Voraussetzung. Für die Nutzung interner und externer Schulungsangebote wurden 2019 insgesamt Ausgaben in Höhe von Mio. € 8,2 (2018: Mio. € 8,0) getätigt.

Die TÜV NORD GROUP steht als Arbeitgeber für eine offene und authentische Kommunikation sowohl nach außen als auch nach innen. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit von über zehn Jahren zeigt, welch hohen Stellenwert eine Kultur für den Konzern hat, die die Loyalität und das Vertrauen zwischen den Mitarbeitenden und den Gesellschaften stärkt. Das seit 2012 erhaltene Kununu-Gütesiegel »Open Company« bestätigt die erfolgreiche Umsetzung dieser Werte.

Der Vorstand dankt allen Mitarbeitenden sowie den Unternehmensleitungen im In- und Ausland für ihren Einsatz. Ohne ihre Leistungsbereitschaft wäre der erfolgreiche Abschluss des Geschäfts­jahrs nicht möglich gewesen. Ebenso gilt der Dank den Arbeit­nehmer­vertreterinnen und -vertretern für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit.

 

PROGNOSE-, RISIKO- UND CHANCENBERICHT

Prognose

Laut Prognosen führender deutscher Geschäftsbanken wird die Weltkonjunktur im Jahr 2020 leicht unter dem Niveau von 2019 wachsen. Die laufenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sowie der rückläufige Wachstumstrend in diesen Ländern sind weiterhin die wesentlichen Ursachen für die abgeschwächte Dynamik der Weltwirtschaft. Die Prognosen für den Euro­raum gehen nach einem Wachstum von 1,1 % im Jahr 2019 für die beiden kommenden Jahre ebenfalls von geringeren Zuwachs­raten aus, die vorrangig mit den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits begründet werden. Das Wachstum der exportabhängigen deutschen Wirtschaft wird zwar leicht über dem Niveau des Jahres 2019 liegen, mit erwarteten durchschnittlich rund 0,8 % jedoch eine relativ geringe Dynamik aufweisen. Dies hängt wesentlich mit der globalen Konjunktureintrübung zusammen.

Die starke Dynamik auf dem globalen TICCET-Markt setzt sich aufgrund der großen Wachstumsmärkte im asiatisch-pazifischen Raum voraussichtlich fort. Darüber hinaus wirken sich erhöhte Sicherheitsanforderungen bei neuen Technologien, die digitale Trans­formation sowie die Einführung neuer gesetzlicher Rahmenbedingungen wachstumsfördernd aus. Der inländische und der europäische Markt werden sich demgegenüber voraussichtlich weiterhin durch geringere Wachstumsraten auszeichnen, was im Wesentlichen auf den hohen Wettbewerbsdruck sowie den bestehenden Fachkräftemangel zurückzuführen ist.

Die TÜV NORD GROUP erwartet für das Geschäftsjahr 2020 eine stabile Entwicklung der finanziellen Leistungsindikatoren.

Erwartet wird ein steigender Umsatz, der voraussichtlich leicht über dem Niveau des Jahres 2019 liegt. Das organische Wachstum in den Geschäftsbereichen Industrie Service, Mobilität sowie Engineering und Rohstoffe trägt wesentlich zur geplanten Umsatzsteigerung bei.

Für alle Geschäftsbereiche der TÜV NORD GROUP werden weiterhin positive Ergebnisbeiträge erwartet. Das für das Geschäftsjahr 2020 geplante Ergebnis wird aufgrund der sich verschlechternden konjunkturellen Aussichten sowie den anhaltend hohen Aufwendungen für Zukunfts- und Wachstumsprojekte voraussichtlich auf dem operativen Niveau des Geschäftsjahrs 2019 liegen.

Der Geschäftsbereich Industrie Service wird im Geschäftsjahr 2020 voraussichtlich sowohl im Inland als auch im europäischen Ausland ein moderates Umsatzwachstum in den klassischen Geschäftsfeldern aufweisen. Im Geschäftsjahr 2020 belasten Aufwendungen für Zukunfts- und Wachstumsprojekte sowie ein hoher Wettbewerbsdruck weiterhin das Ergebnis. Aufgrund von erwarteten Ergebnisverbesserungen sowie der o. g. Erst­konsolidierung wird gleichwohl eine moderate Verbesserung des operativen Ergebnisses geplant.

Der Geschäftsbereich Mobilität setzt die positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung der vergangenen Jahre voraussichtlich auch im Geschäftsjahr 2020 fort. Der weitere Ausbau der Partnerorgani­sation sowie die Digitalisierung und Weiterentwicklung von Dienstleistungen tragen wesentlich zur geplanten Entwicklung bei.

Für den Geschäftsbereich Engineering und Rohstoffe wird 2020 eine gestiegene Nachfrage in den Bereichen Infrastruktur, Anlagenbau sowie Anlagen- und Produktprüfung prognostiziert. Im Rahmen einer Reduzierung der Abhängigkeit vom Rohstoffmarkt sowie der Steigerung des Umsatzes werden Erweiterungen des Serviceportfolios im In- und Ausland sowie der Ausbau der Engineering-Aktivitäten angestrebt. Durch neue Dienst­leistungen und Produkte wird somit ein Umsatzanstieg geplant, der in etwa auf dem Niveau des Geschäftsjahrs 2019 liegen wird. Für das operative Ergebnis wird ein moderater Anstieg prognostiziert.

Der Geschäftsbereich Bildung erwartet für 2020 eine Umsatzsteigerung überwiegend aufgrund eines starken Wachstums im Bereich der freiwirtschaftlichen Angebote der TÜV NORD Akademie. Bedingt durch Investitionen in die Zukunftsfähigkeit wird ein leichter Rückgang des operativen Ergebnisses geplant.

Der Geschäftsbereich Aerospace plant für 2020 einen rückläufigen Umsatz und ein stabiles Ergebnis. Der Geschäftsbereich setzt seine Strategie, sich auf Dienstleistungen mit hoher Wertschöpfung zu fokussieren, fort.

Der Geschäftsbereich IT strebt wesentliche Umsatz- und Ergebnissteigerungen insbesondere im Bereich IT-Sicherheit an, der im Jahr 2020 weiter aufgebaut wird.

Mit dem Umsatz wird planmäßig auch die Anzahl der Mitarbeitenden im Konzern wachsen. Zu diesem Anstieg tragen wesentlich Neueinstellungen im Zuge der Geschäftsausweitung in den Geschäftsbereichen Industrie Service sowie Mobilität bei.

Die im Rahmen der Strategie 2020plus identifizierten Innovationsprojekte sollen langfristig zum organischen Wachstum des Konzerns beitragen. Diese Projekte werden im Jahr 2020 fortgeführt, um weiterhin neue Dienstleistungen entwickeln zu können.

 

Risiko- und Chancenmanagementsystem

Aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung ist die TÜV NORD GROUP einer Vielzahl an Risiken und Chancen ausgesetzt. Das Risiko- und Chancenmanagement ist deshalb ein wichtiges Element der Unternehmensführung. Die Grundlage für das Risiko- und Chancen-management sieht sowohl eine frühzeitige Erkennung von Risiken und Chancen als auch ihre zukunftsorientierte Steuerung vor.

Im Rahmen des Risiko- und Chancenmanagementsystems werden in allen Mehrheitsgesellschaften der TÜV NORD GROUP regel­mäßig Markt- und Wettbewerbsdaten analysiert. Zur frühzeitigen Identifizierung von gesamtwirtschaftlichen und branchenspezifischen Chancen werden Marktpotenziale laufend beobachtet. Darüber hinaus werden effiziente Maßnahmen zur Risikoreduktion bzw. -eliminierung getroffen. Anhand eines standardisierten, IT-gestützten periodischen Prozesses erfolgt die Identifikation von Risiken in den einzelnen Gesellschaften zum Quartalsende. Die Bewertung der hier identifizierten Risiken erfolgt gemäß ihren potenziellen Schadenshöhen und Eintrittswahrscheinlichkeiten, sodass im Anschluss Handlungsempfehlungen zur Risikominderung bzw. -eliminierung erarbeitet und umgesetzt werden können. Für einzelne Risiken wird, soweit notwendig, durch Rückstellungen vorgesorgt. Mithilfe des zentralisierten Versicherungsmanagements des Konzerns können mögliche finanzielle Auswirkungen von eintretenden Risiken mit entsprechenden Versicherungsverträgen begrenzt werden. Die nach der Durchführung der Gegenmaß­nahmen noch bestehenden Risiken dienen als Grundlage für die Berichterstattung an das Risikomanagement der TÜV NORD GROUP. Die Berichterstattung erfolgt über wesentliche und bestandsgefährdende Risiken i. d. R. kalendergesteuert sowie ereignis­gesteuert als Ad-hoc-Meldung.

Über die Risikolage des Konzerns und der einzelnen Geschäfts­bereiche werden Konzerngeschäftsleitung, Vorstand und Aufsichtsrat in regelmäßigen Abständen informiert. Dabei werden die Ursachen der Risikolage und die diesbezüglich ergriffenen Maßnahmen umfassend erörtert. Zusätzlich wird die Wirksamkeit des Risikomanagementsystems seitens der Konzernrevision überprüft und von externen Wirtschaftsprüfern beurteilt. Die Ergebnisse werden an Vorstand und Aufsichtsrat berichtet.

 

Risiken und Chancen der TÜV NORD GROUP

Aufgrund des diversifizierten Dienstleistungsangebots des Konzerns liegen vielfältige Risiken und Chancen vor, die sich im Vergleich zum Vorjahr nicht wesentlich verändert haben. Im Geschäftsjahr 2019 waren keine Risiken erkennbar, die einzeln oder in ihrer Gesamtheit den Fortbestand des Konzerns gefährden oder die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich beeinträchtigen könnten. Aus heutiger Sicht drohen auch in absehbarer Zukunft keine bestandsgefährdenden Risiken.

Zinsrisiken können sich im Zusammenhang mit den Pensions­verpflichtungen ergeben. Das Planvermögen zur Finanzierung der Pensionsverpflichtungen wird von dem 2008 gegründeten TÜV NORD PENSION TRUST e. V. treuhänderisch verwaltet. Veränderungen des Rechnungszinses in der Bewertung der Altersversorgungs­verpflichtungen können sich auf den Barwert der diskontierten Pensionsverpflichtungen auswirken und so das Eigenkapital und das Gesamtergebnis nennenswert beeinflussen.

Darüber hinaus liegen keine wesentlichen Preisänderungs-, Ausfall- und Liquiditätsrisiken sowie Risiken aus Zahlungsstromschwankungen für den Konzern vor. Die finanziellen Vermögenswerte des Konzerns sind so angelegt, dass aus heutiger Sicht keine wesentlichen Risiken bestehen.

Für die TÜV NORD GROUP stellen die Digitalisierung und die weltweite Vernetzung sowohl Chance als auch Herausforderung zugleich dar.

Für die einzelnen Geschäftsbereiche werden folgende Risiken und Chancen berichtet:

Für den Geschäftsbereich Industrie Service wird in den nächsten Jahren weiterhin eine positive Entwicklung des nationalen und internationalen Geschäfts erwartet. Risiken ist der Geschäftsbereich vor allem in seinem Kernmarkt Europa ausgesetzt. Der starke Preiswettbewerb und der Wettbewerb um qualifiziertes Personal können sich negativ auf den Zielerreichungsgrad auswirken. Neben der Vereinheitlichung und Verschlankung von Prozessen bietet die Digitalisierung die Chance, den durch die demografische Entwicklung drohenden Fachkräftemangel abzumildern. Das Risiko in Deutschland besteht in möglichen Änderungen von Verordnungen, wobei bislang verpflichtende Prüfungen entfallen und / oder Prüfungen von geringer qualifiziertem, befähigtem Personal, anstatt Sachverständigen, durchgeführt werden können. Im Angebot neuer Dienstleistungen und in der Internationalisierung bestehender Dienstleistungen liegen Chancen zur Ausweitung der Geschäfts­tätigkeiten, so wird z. B. die Marktpräsenz in den Bereichen Windenergie, Bahntechnik, Lebensmittel und Medizinprodukte inter­national ausgerichtet. Zur Realisierung dieser Chancen erfolgte die Implementierung einer noch stärker auf Kunden fokussierten Organisationsstruktur, über die seit Januar 2019 alle Geschäfts­aktivitäten innerhalb des Geschäftsbereichs weltweit einheitlich gesteuert werden. Des Weiteren werden die Vertriebsaktivitäten des Geschäftsbereichs verstärkt. Über den Fokus auf Akquisitionen nationaler und internationaler Großprojekte hinaus wird ein bedeutender Schwerpunkt auf die Ausweitung des Cross-Selling gelegt.

Im Zusammenhang mit der Abschaltung der Kernkraftwerke wird zukünftig der Umsatz im kerntechnischen Geschäft in Deutschland zurückgehen, da weniger Sachverständigendienstleistungen für Stilllegung und Rückbau im Vergleich zum Betrieb benötigt werden. Für die Stilllegung / den Rückbau wurden in Deutschland alle wichtigen Aufträge gewonnen und so eine langfristige Basis für die weitere Anpassung des Portfolios geschaffen. Chancen im deutschen Markt bieten sich langfristig im Zusammenhang mit der Endlagerung, Diversifizierung, Modernisierung und Digitalisierung der Produkt- und Servicedienstleistungen. Durch Integration der internationalen Gesellschaften und deren Kompetenzen ergeben sich neue Märkte und Chancen im globalen Energiesektor, u. a. im Bereich Energieversorgungssysteme (Netze und Speicher).

Im Zertifizierungsgeschäft besteht das Risiko, dass aufgrund der Änderung gesetzlicher Grundlagen einzelne Dienstleistungen entfallen oder reduziert werden. Dem wird durch starke regionale und sektorale Diversifizierung entgegenwirkt. Im Fall von Regel­verstößen einzelner Mitarbeitender besteht unverändert das Risiko, dass Akkreditierer drastische Sanktionen bis zum Entzug der Akkreditierung für bestimmte Bereiche aussprechen. In der TÜV NORD CERT GmbH ist daher z. B. für die zentrale und wichtige DAkkS-Akkreditierung ein Qualitätsmanagement installiert, das u. a. durch interne Auditierung die Risiken minimiert. Chancen bestehen unverändert sowohl durch Prozessoptimierungen als auch durch Investitionen in die Themen Digitalisierung sowie Energiemanagement, Sozialstandards und Verbraucherschutz.

Für die kommenden Jahre wird für den Geschäftsbereich Mobilität weiterhin eine stabile Entwicklung erwartet. Das Risikoprofil der Gesellschaften des Geschäftsbereichs bleibt im Berichtsjahr unverändert. Im Rahmen der kundengruppenorientierten Strategie des Geschäftsbereichs sollen Branchenrisiken sowie Veränderungen der Marktbedingungen in den Segmenten und Regionen durch Markt- und Wettbewerbsanalysen frühzeitig erkannt werden. Durch die Implementierung einer bundesweiten Marktpräsenz mit Franchisepartnern können Dienstleistungen bundesweit erbracht werden, sodass dem Trend des fortschreitenden Konzentrationsprozesses im Autohaus- und Werkstattbereich entgegengewirkt wird. Über den Kunden hinaus werden auch Mitarbeitende stark von Wett­bewerbern umworben, wodurch das Risiko der Abwanderung von Leistungsträgern besteht. Daher werden gezielt Maßnahmen zur Besetzung von offenen Stellen mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern sowie zur langfristigen Bindung von Leistungsträger­innen und -trägern umgesetzt.

Aus dem im Geschäftsjahr 2015 aufgedeckten Abgasskandal resultieren keine konkreten Risiken für den Geschäftsbereich Mobilität. Auswirkungen hat der Skandal auf den Typgenehmigungsprozess. Chancen haben sich für den Geschäftsbereich Mobilität aus den Änderungen bei den Prüf- und Messverfahren (z. B. Weiterentwicklung der Typprüfungen für Abgas) sowie dem verstärkten Einsatz der entsprechenden Messtechnik (z. B. Real Driving Emission (RDE), Portable Emission Measurement System (PEMS)) ergeben. Seit 2018 ist zudem die Endrohrmessung bei allen Fahrzeugen wieder verpflichtend eingeführt, um eine maximale Effektivität der periodischen Abgasuntersuchung zu sichern. Technologische Weiterentwicklungen im Fahrzeugbereich führen zu veränderten Anforderungen an die Sicherheit von Mobilitätskonzepten sowie an Datensicherheit. Die zunehmende Komplexität bei Fahrzeugen bedingt, dass die Prüfungen um eine Softwareprüfung zum Sicherheitsmanagement ergänzt werden. Für die Ausweitung der Geschäftstätigkeit im Bereich des Herstellergeschäfts werden Chancen in der Weiterentwicklung der Methoden zur Überprüfung der im Fahrzeug verbauten Systeme gesehen. Darüber hinaus bieten sich durch das Angebot von Fahrzeugbewertungen in wach- senden Gebrauchtwagenmärkten weltweit Chancen. Der Markt­eintritt wird durch den Einsatz neuer Technologien und den Aufbau gezielter Kooperationen erleichtert.

Das Projektgeschäft des Geschäftsbereichs Engineering und Rohstoffe unterliegt speziellen Komplexitäts- und Länderrisiken sowie Risiken, die sich durch den wachsenden Wettbewerbsdruck ergeben. Insgesamt ist die Nachfrage nach rohstoffnahen Dienstleistungen wie auch im Infrastruktur- und Anlagenbaumarkt von der globalen Konjunkturentwicklung abhängig. Eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau zeichnet sich in der Explorationsseismik ab, hier werden wieder Großprojekte ausgeschrieben. Es herrscht jedoch nach wie vor ein hoher Wettbewerbsdruck. Durch eine Erweiterung des Dienstleistungsportfolios, die konsequente Umsetzung von Innovationsprojekten sowie den Eintritt in neue Märkte wird die Abhängigkeit von der Montanindustrie sukzessive reduziert. Im Anlagenbau bietet der Geschäftsbereich beispielsweise sein Leistungsportfolio auch in der chemischen und petrochemischen Industrie an und erweitert somit sein Kundenspektrum, welches in der Vergangenheit auf die Stahlindustrie beschränkt war.

Risiken im Geschäftsbereich Bildung können sich infolge der sinkenden Zahl an arbeitssuchenden Menschen ergeben. Dabei besteht die Gefahr der reduzierten Beauftragung im Bereich der öffentlich geförderten Bildung. Mit temporären Schulungsstätten und der Zulassung neuer Qualifizierungsangebote soll das Risiko von regional unterschiedlich starken Auftragseinbrüchen des Geschäftsbereichs gemindert werden. So kann aktuellen Bedürfnissen flexibel gefolgt werden. Des Weiteren birgt das neue Qualifizierungschancengesetz Möglichkeiten im Bereich von Umschulungen Erwachsener, deren Arbeitsplätze im Rahmen von Digitalisierung und Automation gefährdet sind. Künftig liegen Chancen verstärkt auf den Tätigkeits­feldern Gesundheit und Pflege, denn mit der demografischen Entwicklung einhergehend steigt der Bedarf an Pflegekräften. Die Bildungszentren für Gesundheit und Pflege bieten in staatlich anerkannten Fachseminaren für Altenpflege die Ausbildung / Umschulung zur Fachkraft für Altenpflege sowie Weiterbildungen und Qualifizierungen an. Derzeit liegen Risiken im Mangel an anerkannten Kursleitungen im Bereich Gesundheit und Pflege sowie in der Umsetzung des seit dem 1. 1. 2010 neu geregelten Pflege­berufegesetzes, das in der praktischen Umsetzung noch deutliche normative Lücken enthält, die möglicherweise in den Ausbildungsbetrieben zu einer anfänglichen Zurückhaltung führen. In den TÜV-spezifischen Themenfeldern besteht konstanter Bedarf an Schulungen durch technische Entwicklungen oder Regelwerks­änderungen. Hieraus ergeben sich weitere Chancen für die Gesellschaften des Geschäftsbereichs Bildung.

Die Gesellschaften des Geschäftsbereichs Aerospace sind beeinflusst von aktuellen Entwicklungen und Anforderungen in der Raumfahrtindustrie. Das birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Der Geschäftsbereich hat eine spezialisierte Serviceplattform implementiert, um Risiken zu minimieren und Chancen zu nutzen. Die Plattform »DOEEET« stellt technische, logistische und kaufmännische Informationen zur Verfügung und bietet u. a. Vergleichs­tools und Crowdtestingmöglichkeiten an. Chancen zur Geschäfts­erweiterung bestehen durch verstärktes Wachstum in Europa und anderen aufstrebenden Märkten sowie durch die Erweiterung des bestehenden Dienstleistungsangebots, wie die neue Virtual Lab-Software und die Vermarktung dieser Dienstleistungen für andere Bereiche, die hohe Ausfallsicherheit erfordern. Die neue europäische Verordnung zur Prüfung und Zertifizierung von Drohnen bietet ebenfalls eine große Chance für den Geschäftsbereich wie auch das Testen von Kleinsatelliten.

Für die Gesellschaften des Geschäftsbereichs IT ergeben sich Risiken insbesondere aus dem stetig zunehmenden Mangel an IT-Security-Experten, national wie auch international. Auch im kommenden Jahr wird sich der Wettbewerb um qualifiziertes Fachpersonal fortsetzen, was die Wachstumsambitionen insbesondere international gefährden könnte. National werden Maßnahmen zum Recruiting z. B. an Universitäten ergriffen und die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern intensiviert sowie die Mitarbeiterentwicklung, z. B. durch die Einführung einer Expertenkarriere und ein umfangreiches Angebot an Weiterbildungsmaßnahmen, verbessert. Der Sektor Informations- und Cybersicherheit bietet ein großes Wachstumspotenzial. Durch die neue strategische insbesondere aber auch internationale Ausrichtung des Geschäftsbereichs IT können neue Umsatzpotenziale generiert werden. Im Juni 2019 trat der EU Cybersecurity Act in Kraft, eine europäische Verordnung, die zum einen das Mandat der ENISA (Agentur der Europäischen Union für Netz- und Informationssicherheit) stärkt und zum anderen ein EU-weit geltendes Rahmenwerk für die IT-Sicherheitszertifizierung von Produkten, Dienstleistungen und Prozessen etabliert. In den letzten Jahren wurden die Kompetenzen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) auf nationaler Ebene erweitert – mit der Stärkung der ENISA zeichnet sich nun jedoch ein zunehmender Trend zu einem europäischen Wettbewerb unter IT-Security-Prüfstellen ab, bei dem nur europaweit gut aufgestellte Organisationen profitieren dürften. Der Geschäftsbereich IT ist stets in engem Kontakt mit dem BSI und der ENISA und steht in allen Themenbereichen beratend zur Seite.

 

VERANTWORTUNG UND NACHHALTIGKEIT

Die TÜV NORD GROUP hat im Rahmen ihrer unternehmerischen Geschäftsaktivitäten nachhaltiges Handeln als wichtigen Bestandteil aufgenommen. Die Umsetzung von Corporate Responsibility (CR) ist im Verständnis der TÜV NORD GROUP ein langfristig an- gelegter Weg in die Zukunft.

Dafür bilden die folgenden fünf Leitwerte des Konzerns die Basis:

  • Die Kunden stehen im Fokus.
    Die TÜV NORD GROUP betrachtet es als ihre Verantwortung, zum Erfolg ihrer Kunden beizutragen. Mit Leistungen von höchster Qualität und Effizienz im Rahmen eines nachhaltigen Dienstleistungsportfolios sowie mit neuen Ideen begleitet die TÜV NORD GROUP sie in die Zukunft.
  • Die Mitarbeitenden sind der Schlüssel zum Erfolg.
    Als Arbeitgeber sind die Gesellschaften der TÜV NORD GROUP dafür verantwortlich, ein attraktives und wertschätzendes Arbeitsumfeld zu schaffen. Sie eröffnen den Mitarbeitenden Gestaltungsräume für eigenverantwortliches Arbeiten, setzen auf Teamarbeit, fördern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und bieten individuelle Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Mitarbeitenden wiederum tragen dafür Verantwortung, einen Beitrag zum Unternehmenserfolg zu leisten.
  • Integrität ist die Basis allen Handelns.
    Die TÜV NORD GROUP agiert nachhaltig – ökonomisch, ökologisch und gesellschaftlich. Getragen von gegenseitigem Respekt und Vertrauen wird eine Kultur der Offenheit gepflegt. Auf Basis des verpflichtenden Verhaltenskodex ist das Handeln der TÜV NORD GROUP rechtskonform und transparent gegenüber Geschäftspartnern und der Gesellschaft. Ebenso in der Verantwortung der TÜV NORD GROUP liegt die Beachtung der Auswirkungen des Handelns auf Umwelt und Gesellschaft.
  • Vielfalt eröffnet neue Chancen.
    Vielfalt und Internationalität sind eine Bereicherung für die Geschäftsbereiche und Gesellschaften der Unternehmensgruppe. Die TÜV NORD GROUP fördert Chancengleichheit und respektiert die Individualität jeder und jedes Einzelnen. Mithilfe gemischter Teams und interdisziplinären Arbeitens bietet die TÜV NORD GROUP ihren Kunden passgenaue Lösungen an.
  • Die Innovationskultur weist in die Zukunft.
    Die Geschäftsbereiche und Gesellschaften der TÜV NORD GROUP verbessern kontinuierlich ihre Produkte und Prozesse, entwickeln neue Ideen für die Kunden und treiben Innovationen voran. Sie betrachten es als ihre Verantwortung für die Zukunft, die eigenen Dienstleistungen an Nachhaltigkeitskriterien und -anforderungen zu messen und sich dabei an den Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen zu orientieren.

Bereits 2018 wurden die unterschiedlichen Aktivitäten nachhaltigen und verantwortungsvollen Wirtschaftens in einer CR-Strategie zusammengeführt und in vier Handlungsfelder gegliedert:

  • Verantwortliche Wertschöpfung
  • Mitarbeitendenorientierung
  • Umweltorientierung
  • Gesellschaftliche Orientierung

Diese Handlungsfelder beinhalten insgesamt 19 CR-Themen, die nach Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse herausgearbeitet wurden. Sie wurden mit konkreten Zielen, Maßnahmen und Anforderungen an die Geschäftsbereiche des Konzerns versehen und in einer CR-Roadmap zusammengefasst – größtenteils mit dem zeitlichen Erfüllungshorizont 2020.

Die CR-Steuerung in der TÜV NORD GROUP wurde bereits 2018 über die nachfolgend aufgeführten organisatorischen Strukturen und Instanzen festgelegt.

Corporate Responsibility ist innerhalb der TÜV NORD GROUP an höchster Stelle der Unternehmensführung verankert: Die Verantwortung liegt bei der Konzerngeschäftsleitung. Ein CR-Steuerungskreis stimmt sich zu übergreifenden Themen und Aktivitäten ab – wie zum Beispiel zur Erstellung und zum Review der CR-Strategie, zu ihrer Umsetzung sowie zur CR-Berichterstattung. Für die Koordination der CR-Aktivitäten und der CR-Kommunikation hat der Konzern die Stabsfunktion einer CR-Managerin bzw. eines CR-Managers eingerichtet.

Auf Ebene der Geschäftsbereiche ist die Geschäftsbereichsleitung für CR verantwortlich. Sie benennt eine CR-Koordinatorin oder einen CR-Koordinator, die bzw. der im CR-Steuerungskreis auf Konzernebene mitarbeitet und die Geschäftsbereichsleitung bei der strategischen Koordination der CR-Aktivitäten unterstützt.

Bei den Konzerngesellschaften liegt die Zuständigkeit für CR bei der Geschäftsführung der jeweiligen Gesellschaft. Die oder der Managementbeauftragte der Gesellschaft unterstützt die Geschäfts­führung bei der Planung, Umsetzung und Berichterstattung hinsichtlich der CR-Aktivitäten.

Der Bericht zu Verantwortung und Nachhaltigkeit 2018 gab erstmals Auskunft über die ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit von TÜV NORD und erläuterte, wie die TÜV NORD GROUP Verantwortung und Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensprozesse integriert. Geplant ist, jeweils für die Jahre 2019 und 2020 einen Fortschrittsbericht zu veröffentlichen und darin über die Fortsetzung des CR-Engagements zu informieren.

 

CORPORATE GOVERNANCE

Die TÜV NORD GROUP orientiert sich für die effektive Umsetzung der Corporate Governance (Grundsätze der Unternehmensführung) an den Anforderungen, die der Deutsche Corporate Governance Kodex an kapitalmarktorientierte Unternehmen stellt. Die Governancestruktur ist am weltweit anerkannten Three-Lines-of-Defense (TLoD)-Governance-Modell orientiert, um eine an langfristige Wertschöpfung ausgerichtete Führung und Kontrolle zu gewährleisten. Die drei zusammenhängenden Verteidigungslinien gliedern sich in die First Line of Defense (operatives Management), die Second Line of Defense (Risikomanagement, Controlling, Recht, Compliance etc.) und letztlich die Third Line of Defense (Interne Revision). So stellt die TÜV NORD GROUP die Ordnungsmäßigkeit aller ihrer Geschäftsprozesse und Organisationsstrukturen des Konzerns sowie die Effizienz als auch die Effektivität ihres etablierten Internen Kontrollsystems (IKS) sicher.

Im Einklang mit den TLoD-Vorgaben hat die TÜV NORD GROUP vor über zehn Jahren das Compliance-Management-System (CMS) etabliert. Heute ist es ein wesentlicher Bestandteil der Corporate Governance. Damit kann, zusammen mit der Neuausrichtung von Leitbild und Werten, effizient mögliche Risiken vorgebeugt sowie Schäden von der TÜV NORD GROUP abgewendet werden. Das CMS ist eng mit der CR-Strategie der TÜV NORD GROUP verzahnt. Compliance und Integrität sind darin wichtige Bestandteile. Complianceziele wie zum Beispiel Korruptionsprävention mittels E-Learning-Modulen sind deshalb fester Bestandteil der CR-Ziele.

Einen wesentlichen Beitrag hierzu leistet das zentrale CMS in der TÜV NORD AG, das einen Ansprechpartner Compliance vorsieht. Er koordiniert Compliancethemen sowie -aufgaben und steht allen Beschäftigten als Anlaufstelle zur Verfügung. Grundlegend für die Sicherstellung der Corporate Governance sind angemessen ausgestaltete und eindeutige Regelungen und Bestimmungen, auf die alle Mitarbeitenden im Intranet stets zugreifen können. Die Beschäftigten werden in ihrem gesetzeskonformen geschäftlichen Verhalten mittels konkreter Handlungsweisen, die festgelegten Unternehmensleitlinien und Verhaltenskodices zu entnehmen sind, unterstützt. Informationsveranstaltungen und Schulungen unter Einsatz von E-Learning-Modulen sensibilisieren die Mitarbeitenden für die Bedeutung compliancerelevanter Themen wie z. B. Datenschutz oder persönliches Verhalten im geschäftlichen Alltag.

Die TÜV NORD GROUP verfolgt einen präventiven Compliance­ansatz und stärkt eine Unternehmenskultur, die potenzielle Regelverstöße bereits im Vorfeld durch Sensibilisierung und Aufklärung der Mitarbeitenden verhindern soll. Dazu gehört die risikoorientierte Bewertung bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle oder beim Kauf von Unternehmen im Rahmen von M&A-Projekten.

Die Sicherstellung der Compliance bei Auswahl der Lieferanten und Geschäftspartner erfolgt mittels des implementierten Compliance Kodex für Lieferanten und Geschäftspartner. Damit wird die Grundlage für bestehende und zukünftige Geschäftsbeziehungen gebildet. Die Lieferanten des Konzerns verpflichten sich mit Unterzeichnung der Vereinbarung zum Compliance Kodex, im Sinne der TÜV NORD-Compliance-Standards zu handeln. Darunter fallen die Grundsätze zu Menschenrechten, Chancengleichheit und Nicht­diskriminierung, Umweltschutz, Produkt- und Arbeitssicherheit sowie die Einhaltung der Gesetze und der Verzicht auf Korruption.

Über ein zur Verschwiegenheit und Anonymität verpflichtetes Ombudsmannsystem haben Mitarbeitende, Geschäftspartner und Kunden zusätzlich die Möglichkeit, Hinweise zu geben oder auf Verstöße gegen die Compliance-Regelungen der TÜV NORD GROUP aufmerksam zu machen. Hinweise zu Gesetzes- oder Richtlinien­verstößen nimmt ein renommierter Rechtsanwalt als externer Ansprechpartner entgegen.

Regelmäßig werden alle Corporate-Governance-Strukturen und -Prozesse auf ihre Aktualität überprüft und gegebenenfalls an neue Erfordernisse angepasst. Die Konzernrevision überwacht die Einhaltung der Corporate Governance auf Basis einer risikoorientierten Auditplanung. Das von der Konzernrevision implementierte Qualitätsmanagement dient der Sicherstellung von Effizienz und Effektivität bei der Durchführung der Revisionstätigkeiten. Eine externe und freiwillige Auditierung bestätigt regelmäßig die Wirksamkeit der eingerichteten Prozesse, gemäß DIIR-Standard.

Externe Wirtschaftsprüfer haben das CMS der TÜV NORD GROUP auf der Basis des Prüfungsstandards IDW PS 980 geprüft. Dabei wird eine angemessene Art und Weise der Implementierung und Ausrichtung des CMS im Prüfungsbericht festgestellt. Außerdem bestätigt das Prüfungsurteil, dass das CMS mit hinreichender Sicherheit geeignet ist, sowohl Risiken für wesentliche Verstöße gegen Regeln rechtzeitig zu erkennen als auch solche Regelverstöße zu verhindern.

Konzernweit sind sowohl Bewusstsein als auch Sensibilität hinsichtlich der Compliance bei Unternehmensführung und Beschäftigten deutlich ausgeprägt. Effektive und effiziente Präventivmaßnahmen zur Schadenverhütung stellen die regelmäßigen Complianceanfragen der Mitarbeitenden und die dazu gegebenen Verhaltensempfeh­lungen im Vorfeld aktiver Geschäftshandlungen dar. Systematisch mögliche Risiken aus Compliance werden durch risikoorientierte prozessinterne Kontrollen, wie z. B. ein Compliance-Check für Geschäftspartner gemindert. Zu den wesentlichen Bestandteilen des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses gehören die Verfolgung, Sanktionierung, Auswertung und Dokumentation von Complianceverstößen. Der zentrale Ansprechpartner Compliance informiert den Vorstand und die Konzerngeschäftsleitung kontinuierlich über relevante Compliancethemen. Somit werden die vorhandenen Compliancestrukturen weiter gestärkt und die Verbindlichkeit der TÜV NORD GROUP-Compliance-Regeln im Unternehmensalltag nachhaltig erhöht.

 

ERKLÄRUNG ZUR UNTERNEHMENSFÜHRUNG

Festlegungen zur Förderung der Teilhabe von Frauen an Führungspositionen nach § 76 Abs. 4 und § 111 Abs. 5 AktG. Die TÜV NORD GROUP verfolgt eine Strategie der Diversity und strebt eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen an1.

Der Aufsichtsrat hat bereits 2017 für den Zeitraum bis 30. Juni 2022 erneut beschlossen, dass eine Veränderung und damit eine Erhöhung des Frauenanteils für Vorstand und Aufsichtsrat nicht angestrebt wird. In beiden Gremien werden im Falle künftig erforderlich werdender Nachbesetzungen Frauen wie bisher gleichberechtigt berücksichtigt.

Die Zielgrößen wurden zum 30. Juni 2017 eingehalten bzw. über- troffen. Für die erste und zweite Führungsebene unterhalb des Vorstands wurden als Zielgröße jeweils 30 % festgelegt. Für beide Zielgrößen wurde als Umsetzungsfrist der 30. Juni 2022 verabschiedet.

Für die weiteren im Konzern betroffenen Gesellschaften sind die neuen Zielgrößen für den Frauenanteil in den Aufsichtsräten, den Geschäftsführungen und den beiden nachfolgenden Führungs­ebenen sowie Umsetzungsfristen fristgemäß festgelegt worden.

1Gemäß dem Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst sind bestimmte Gesellschaften in Deutschland verpflichtet, Zielgrößen für den Frauenanteil in Aufsichtsrat, Vorstand und den beiden nachfolgenden Führungsebenen festzulegen und zu bestimmen, bis wann der jeweilige Frauenanteil erreicht werden soll.

 

 

ZUSÄTZLICHE INFORMATIONEN

Die TÜV NORD AG ist nach § 17 AktG von TÜV Nord Holding GmbH & Co. KG, Hamburg, sowie TÜV HSA Holding GmbH & Co. KG, Hannover, unmittelbar und vom TÜV Nord e. V. und TÜV Hannover / Sachsen-Anhalt e. V. mittelbar abhängig. Der Vorstand der TÜV NORD AG hat für die Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember 2019 sowie für relevante Sondervorgänge im Geschäftsjahr 2019 einen Bericht gemäß § 312 AktG über die Beziehungen der Gesellschaft zur TÜV Nord Holding GmbH & Co. KG, zur TÜV HSA Holding GmbH & Co. KG, zum TÜV Nord e. V., zum TÜV Hannover / Sachsen-Anhalt e. V. und zu den verbundenen Unternehmen erstellt.

Am Schluss dieses Berichts wurde folgende Erklärung abgegeben:

»Wir erklären, dass die TÜV NORD AG bei den im Bericht über die Beziehungen zu verbundenen Unternehmen aufgeführten Rechts­geschäften nach den Umständen, die uns in dem Zeitpunkt bekannt waren, in dem die Rechtsgeschäfte vorgenommen wurden, bei jedem Rechtsgeschäft eine angemessene Gegenleistung erhalten hat.

Es sind keine Maßnahmen auf Veranlassung oder im Interesse des herrschenden oder eines mit ihm verbundenen Unternehmens getroffen oder unterlassen worden.«

Hannover, 28. Februar 2020

TÜV NORD AG
Der Vorstand