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Dortmunder TÜV-Geschichte beginnt vor 125 Jahren

Dieses Haus in der Poppelsdorfer Straße wurde als erstes eigenes Vereinshaus 1928 bezogen. Es wurde Anfang 1945 schwer beschädigt, das Dachgeschoss brannte völlig aus. Das Gebäude steht noch heute. Bildquelle: TÜV NORD AG
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Vor 125 Jahren nahm der Dampfkessel-Überwachungs-Verein Dortmund seine Tätigkeit auf und legte so den Grundstein für den Dortmunder Teil der heutigen TÜV NORD GROUP, die im September 2024 im Business Park Phoenix West einen Neubau bezogen hatte. Eigenständig blieb der örtliche DÜV bis 1938, als mehrere Vereine zum TÜV Essen zusammengeschlossen wurden. Ende der 1960er-Jahre wurde aus ihm der Rheinisch-Westfälische TÜV, dessen klassisches Prüfgeschäft 2004 in der heutigen TÜV NORD GROUP aufging. 

 

Vereinsgründung war ein Abwägungsprozess
Die ersten Dampfkessel-Überwachungs-Vereine in Deutschland waren schon in den 1860er-Jahren entstanden, so beispielsweise die in Altona und Magdeburg. Die Vereine waren für amtliche Revisionen von Dampfkesseln ihrer Mitgliedsfirmen zuständig, um deren Betrieb sicherer zu machen. Besitzer von Dampfkesseln waren verpflichtet, amtliche Revisionen durch Sachverständige zu gestatten und die Kosten hierfür zu tragen; zu häufig war es zuvor zu schweren Explosionen gekommen, viele Menschen wurden dabei verletzt, etliche starben. Sowohl Prüfungen als auch Schulungen der Kesselwärter durch die DÜV führten zu einer signifikanten Abnahme der Explosionen, ihr Wissen zahlte sich rasch aus.


Der Dortmunder Verein entstand erst im Jahr 1900. Vorausgegangen war ein Regierungsbeschluss, der die Dampfkesselaufsicht reichsweit auf die DÜV übertragen sollte, reichseigene Inspektoren sollten diese Aufgaben nicht mehr wahrnehmen, auch nicht die sachkundigen Ingenieure in großen Firmen, die es in Dortmund gab. Doch wie sollte man mit den Regionen umgehen, in denen sich bis dahin keine Dampfkessel-Überwachungs-Vereine gegründet hatten? Es gab Überlegungen, die betriebenen Dampfkessel durch Vereine in der Nachbarschaft prüfen zu lassen. Neue Strukturen, so die Befürchtungen der Kesselbesitzer, würden jedoch eine Verschlechterung der Lage durch „schwerfälligen Geschäftsgang“ bedeuten. Auf Betreiben von Stadtrat und Kommerzienrat Wilhelm Brügmann beschäftigte sich im ausgehenden 19. Jahrhundert der Westfälische Bezirksverein Deutscher Ingenieure mit der Gründung eines eigenen DÜV. Als man zum Schluss kam, dass es für diesen Verein einen tatsächlichen Bedarf gab und dass ein solcher auch wirtschaftlich überlebensfähig sein würde, musste alles sehr schnell gehen; die Preußische Regierung hatte nämlich verlauten lassen, dass ein sich in Dortmund zu bildender Verein nur dann Aussicht auf Genehmigung hatte, wenn dessen Gründung vor dem 1. Januar 1900 erfolgte. Noch vor Weihnachten im Jahr 1899 adressierte man daher einen Brief an die Kesselbesitzer mit der Aufforderung, umgehend den Verein zu gründen. Zehn Tage später beschloss eine Versammlung aus 39 Kesselbesitzern, die 535 Kessel betrieben, tatsächlich die Gründung des Vereins, zu dessen ersten Vorsitzenden Wilhelm Brügmann gewählt wurde, zum zweiten Vorsitzenden der Fabrikbesitzer Caspar Heinrich Jucho. Der neue Verein nahm am 1. April 1900 die Geschäftstätigkeit auf, die ministerielle Genehmigung war durch Erlass schon am 6. Februar erfolgt.


Der neue Verein war nicht nur auf die Stadt Dortmund beschränkt, das Vereinsgebiet umfasste ein großes Gebiet von Bochum und Witten im Westen bis nach Paderborn und Warburg im Osten und bis Münster und Warendorf im Norden.
 

Schon im Gründungsjahr betreute der Verein die stattliche Zahl von 2.942 Kesseln. Damit lag er im Reichsgebiet im Mittelfeld: Die Vereine in Breslau (9.137) und Hannover (6.066) lagen in der Zahl betreuter Kessel deutlich an der Spitze, die kleinsten Vereine waren Bernburg mit 625 und Stuttgart mit 83. In der eigenen Region war der Düsseldorfer Verein mit 4.006 betreuten Kesseln der größte, gefolgt von Barmen (3.125), Dortmund (2.942), Ruhrort (2.858), Mönchengladbach (2.534), Essen (1.943), Hagen (1.761) und Siegen (1.725). 


Der Dampfkessel-Überwachungs-Verein der Zechen im Oberbergamtsbezirk Dortmund zu Essen (Ruhr) war in der Vereinslandschaft ein Sonderfall, denn man betreute ausschließlich Anlagen in Bergwerken; oberirdische Anlagen wurden vom Düsseldorfer Verein überwacht, der Anfang der 1920er-Jahre eine Zweigstelle in Essen gründete, damit die Ingenieure von dort aus einfacher zum Beispiel nach Gelsenkirchen zu Überwachungstätigkeiten reisen konnten.


Von Anfang an sehr sozial
Wilhelm Brügmann war ein sehr auf soziale Fragen fokussierter Unternehmer. Ihm war es zu verdanken, dass es schon seit der Vereinsgründung für die Ingenieure eine Unfallversicherung gegen die Gefahren bei der Ausübung ihres Berufs gab. Drei Jahre später wurde für die Inspektoren als Alters- und Hinterbliebenenabsicherung eine Lebensversicherung abgeschlossen. Auch seine Nachfolger hatten diese sozialen Fragen im Blick: Während des 1. Weltkriegs nahmen zeitweise zehn Vereinsbeamte (von 17), wie es damals hieß, am Kriegsdienst teil. Für die Familien der eingezogenen Männer brachte der Verein in den viereinhalb Kriegsjahren rund 97.000 Mark auf, „wodurch wir ihnen wenigstens die materiellen Sorgen ersparen konnten“, so der Chronist und technische Leiter des Vereins, W. Köhler, im Jahr 1925. Weiter lobte er die verbliebenen Inspektoren, die ihre Anstrengungen verdoppelten, um die Arbeiten zu erledigen. Die eigene Fürsorgekasse wurde 1925 aufgelöst (zuletzt überwies man knapp 23.000 Mark auf das Konto), da man der Hinterbliebenen-Versorgungsstelle deutscher Dampfkessel-Überwachungs-Vereine beigetreten war. Um eine Zahl zu nennen: Im Jahr 1929 überwies der Dortmunder DÜV auf das Beamten-Fürsorgefonds-Konto rund 19.000 Mark.


Was macht ein DÜV? 
Wie der Name schon sagt: Der Verein war anfangs auf die Überwachung von Dampfkesseln spezialisiert.  Im Jahr 1901 untersuchte man schon über 4.500 Dampfkessel, 1914 erreichte man die Zahl von 9.000. Dann aber brach die Zahl der Prüfungen ein und sank auf etwa 5.500 im Jahr 1919. Bis zur Wirtschaftskrise stieg die Zahl noch einmal auf rund 8.000, brach dann aber erneut ein und war zwei Jahre später auf 5.000 gesunken. 


Anfangs machte die Überwachung von Dampfkesseln 70 Prozent aller Prüfungen des Vereins aus. Doch dieser Anteil sank bis zum Jahr 1925 auf 34 Prozent. Einen etwa ebenso großen Anteil hatte 1925 die Prüfung von Fahrzeugen und Fahrzeugführern erreicht: 1907 wurden diese erstmals statistisch erfasst, seinerzeit eher eine Fußnote im Prüfgeschehen. 1912 gab es einen sprunghaften Anstieg auf rund 800, ihre Zahl stieg erstmals im Jahr 1914 auf über 1.000, um dann kriegsbedingt wieder zu fallen. Nach dem Krieg aber wurde das Kraftfahrzeug langsam, aber stetig massentauglich: Im Jahr 1920 prüfte man schon 1.700 Fahrzeuge und deren Führer, 1922 rund 3.200 und nach einem kurzzeitigen Rückgang der Zahlen wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage in Deutschland erreichte die Zahl dieser Prüfungen deutlich über 8.000 im Jahr 1925. 


Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Fahrzeughalter in bestimmten Intervallen ihr Fahrzeug bei den DÜV vorstellen mussten. Die seit Mitte der 1920er-Jahre wachsende freiwilligen Kraftfahrzeugüberwachung kannte zunächst hingegen keine festen Fristen. 1929 nahm der Dortmunder DÜV „auch die freiwillige Überwachung der Kraftfahrzeuge mit allem, was dazu gehört“ auf, so ist im Jahresbericht zu lesen, jedoch entwickelte sich dieser Geschäftszweig eher langsam.


Die Prüfung von Aufzügen wird erstmals im Jahr 1907 dokumentiert, drei Jahre später prüfte man schon 300 Anlagen innerhalb eines Jahres. Die Anzahl der Prüfungen pro Jahr pendelt in der Folge zwischen 300 und 400, um schließlich bei 828 Aufzugsprüfungen im Geschäftsjahr 1937/38 zu landen. Im gleichen Berichtszeitraum wurden 468 Aufzugsführerprüfungen abgenommen. Weitere statistisch erfasste Tätigkeiten waren Lehrheizer-Unterweisungen und Prüfungen von Acetylenanlagen. Die Prüfung elektrischer Anlagen war bei anderen DÜV durchaus ein wichtiges Betätigungsfeld, insbesondere in Theatern und Lichtspielhäusern. Diesem Arbeitsgebiet widmete sich der DÜV Dortmund jedoch erst später. So wurden im letzten Berichtsjahr vor dem Zusammenschluss zum TÜV Essen die elektrischen Anlagen von fünf Theatern, 102 Lichtspieltheatern und 494 Versammlungsräumen geprüft.


Schon in den ersten Jahren des Bestehens befasste sich der Verein mit wärmewirtschaftlichen Fragestellungen. Am 1. April 1922 nahm die Wärmewirtschaftsstelle westdeutscher Dampfkessel-Überwachungs-Vereine, gemeinsam mit den übrigen rheinisch-westfälischen Vereinen gegründet, in Düsseldorf den Betrieb auf. Ihr erster Leiter war Professor Aschof.


Anfangs arbeiteten beim DÜV in Dortmund zwei Ingenieure: Der aus Frankfurt an der Oder abgeworbene Oberingenieur J. Robinson übernahm die technische Leitung. Gleichzeitig trat der Ingenieur O. Allenstadt in den Verein ein, anschließend „in rascher Folge die Ingenieure Prang, Lippert, Doden und Nau“. Mit den Aufgaben wuchs auch der Personalbestand: Einen Höhepunkt erreichte die Zahl im Jahr 1914, als zwölf Ingenieure beschäftigt waren. Mit technischen Angestellten und Büroangestellten zusammen hatte der örtliche DÜV anfangs schon elf Mitarbeiter, zehn Jahre später 19, und weitere zehn Jahre später 21. Im letzten eigenständigen Jahr beschäftigte der Dortmunder Verein 20 Ingenieure, zwei Techniker und 17 Büroangestellte.


Nicht nur in Dortmund verwurzelt
Weil die Vereins-Ingenieure nicht nur Tätigkeiten in Dortmund und näherer Umgebung auszuführen hatten, sondern auch in entfernten Gegenden wie Paderborn, Warburg, Münster oder Warendorf, gründete man schnell Nebenstellen, denn reisen konnten die Ingenieure in die entfernten Gebiete nur mit der Bahn: Am 1. Mai 1902 nahm daher eine solche Nebenstelle in Münster (erster Oberingenieur war H. Abel) den Geschäftsbetrieb auf, 1905 in Paderborn (erster Oberingenieur war Ch. Schwinges, der zuvor schon in Dortmund tätig war). Beide Nebenstellen wurden von jeweils zwei Ingenieuren besetzt, ihnen standen ein oder zwei Bürobeamte zur Seite. Um allerdings einen wirtschaftlich rentablen Betrieb zu gewährleisten, mussten die Ingenieure Allrounder sein, die alle Fachgebiete abdecken konnten. 


1938 war für die Überwachungsorganisationen einschneidend: Eine Neuorganisation der DÜV in Deutschland wurde staatlich verordnet, Vereine wurden zusammengeführt und wurden in TÜV umbenannt, da inzwischen weit mehr Tätigkeiten als die reine Dampfkesselüberwachung übernommen wurden. Der Dortmunder Verein ging ebenso im TÜV Essen auf wie die in Hagen und Siegen sowie Teile vom Düsseldorfer Verein; der Siegener Verein war zugleich der älteste der Region, im April 1872 gegründet.
 

Vorstandsvorsitzender Gottlieb Flach geht auf die Veränderungen im Bericht über das Geschäftsjahr 1937/38 sehr nüchtern auf die staatlich verordnete Fusion ein, zwischen den Zeilen kann man aber zumindest Resignation herauslesen: „Die Zuständigkeit der Technischen Überwachung geht am 1. Juli 1938 auf die neuen Bezirke über. Der Dortmunder Verein ist dem Bezirk IV mit dem Sitz in Essen eingegliedert. Als führender Verein wurde der Verein zur Überwachung der Kraftwirtschaft der Ruhrzechen bestimmt. Über die Umgestaltung finden zur Zeit noch Verhandlungen statt. Der Vorstand wird es sich angelegen sein lassen, die Belange unserer Mitglieder so weit wie möglich zu wahren.“ Die Umorganisation zeichnete sich schon 1934 ab, als der preußische Minister für Wirtschaft und Arbeit erließ, freiwerdende Stellen von leitenden Oberingenieuren in den DÜV nicht mehr nachzubesetzen.


Dynamische Entwicklung nach dem Krieg
1950 beschäftigte der TÜV Essen 119 Ingenieure, 46 Techniker und 118 Angestellte, nachdem der Verein zwei Jahre zuvor von der Militärregierung die Erlaubnis bekommen hatte, die Tätigkeiten wieder aufzunehmen. Neu hinzugekommen war die Prüfung von Fahrzeugen und Fahrzeugführern. In den Kriegsjahren wurden diese Aufgaben im Wesentlichen vom Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) wahrgenommen. 1954 gründete der TÜV Essen das Institut für Sicherheit in Bergbau, Industrie und Verkehr: Zunächst standen die freiwillige Beratung von Verkehrsteilnehmern, Unfallforschung und die Untersuchung von Personen in unfallgefährdenden Berufen in Bergbau und Industrie im Vordergrund. Mit zunehmender Motorisierung spezialisierte man sich schnell auf verkehrspsychologische Fragestellungen, das Medizinisch-Psychologische Institut erhielt seine amtliche Anerkennung 1960. 
Ein Jahr später folgte die bundesweite Einführung der Hauptuntersuchungsplakette, im Volksmund „TÜV-Plakette“ genannt.


1969 wurde der TÜV Essen in Rheinisch-Westfälischer TÜV umbenannt, um zu zeigen, dass man in der gesamten Region verwurzelt war. Immer mehr Tätigkeitsbereiche kamen hinzu, und man streckte die Fühler ins Ausland aus: Ab 1977 begleitete man den Bau eines brasilianischen Kernkraftwerks, 1979 wurde ein Büro in London gegründet, aus dem später die erste Auslandsgesellschaft hervorging und als TÜV UK firmierte. Weitere Gründungen in den USA, den Niederlanden und Griechenland und nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staaten auch in Polen und in der damaligen Tschechoslowakei folgten, deren Hauptarbeitsgebiete häufig Zertifizierungen von Qualitätsmanagement-Systemen waren. Einen kürzeren, prägnanteren Namen legte sich der Verein 2002 zu: RWTÜV.


Zusammenschluss zur TÜV NORD Gruppe 2004
Die nächste große Weichenstellung erfolgte 2004 mit dem Zusammenschluss klassischer Arbeitsbereiche des RWTÜV mit TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt und TÜV Nord zur TÜV NORD Gruppe (Schreibweise bis 2013). Zwar ist der Sitz der neuen AG Hannover, jedoch war von Anfang an klar: Essen bleibt Hauptstandort des neuen Konzerns. Mit DMT kam im Jahr 2007 ein traditionsreiches Unternehmen hinzu, 2011 das spanische Unternehmen ALTER.


Heute ist die TÜV NORD GROUP weltweit tätig, und zwar nicht nur in den klassischen Feldern wie Fahrzeugprüfungen, Anlagentechnik, Produktprüfungen und Zertifizierungen von Managementsystemen, sondern man hat Zukunftsthemen fest im Blick: in Spanien, Frankreich und Großbritannien prüft das zum Konzern gehörende Unternehmen ALTER Komponenten für den Einsatz beispielsweise im Weltraum, TÜVIT befasst neben anderen Themen mit Datensicherheit, der Abwehr von Cyberangriffen auch mit der Prüfung von Large Language Models, auch GPT genannt. 
 

In Dortmund arbeiten heute 284 Beschäftigte, die meisten von ihnen im Business Park Phoenix West. Ein weiterer Standort ist das Brandschutzzentrum in der Trimoniastraße. Nach einer Neuorganisation gehört es nun zu TÜV NORD, vormals DMT. Darüber hinaus sind die TÜV NORD Stationen zu nennen sowie die innerstädtischen Niederlassungen des Medizinisch-Psychologischen Instituts und Nord-Kurs, dem Unternehmen, das Menschen bei der Wiedererlangung ihres Führerscheins begleitet. 


Entwicklung des Standorts Dortmund
Ein erstes Büro hatte der Verein in der Kampstraße gemietet. Doch das erwies sich schon im Sommer als zu klein, sodass man in die Junggesellenstraße übersiedelte. Mit jedem neu eingestellten Ingenieur wurde die Arbeit auch in diesen Räumen schwieriger, sodass man schon im April 1905 in die Märkische Straße zog in das Haus, in dem sich auch die Gewerbeinspektion befand. Dadurch wurde eine enge Zusammenarbeit mit der Gewerbeaufsicht möglich. 


Mit der Übernahme der Überwachung des Kraftfahrwesens wuchs der Verein noch einmal und musste erneut umziehen: Am 1. April 1911 wurden Räume in der Poststraße 1 bezogen. Auch diese Räume waren auf Dauer zu klein, sodass man sich schon früh mit dem Gedanken auseinandersetzte, Eigentum zu erwerben, um nicht auf der Straße zu stehen, wenn man das gemietete Büro plötzlich aufgeben müsste. Doch der Hausbaufonds, den man für eine Investition angelegt hatte, war Ende März 1923 infolge der Hyperinflation auf null gesunken. Erst einige Jahre später wurde die Idee wieder aufgegriffen: Im Februar 1927 beschloss man den Bau eines Bürohauses in der Poppelsdorfer Straße/Ecke Sonnenstraße, das am 15. September 1928 bezogen wurde. Unter der „tatkräftigen Leitung unseres Herrn Direktor Köhler zusammen mit den Architekten D. & K. Schulze [ist] etwas wirklich Gediegenes entstanden“, so Otto Meyer, der Vorstandsvorsitzende des Vereins in seinem Bericht im 29. Geschäftsbericht des Vereins (1928/29). Das Gebäude umfasste sieben Räume im Erdgeschoss, darunter ein Sitzungszimmer mit Bücherei auf 126 Quadratmetern, und weitere elf Räume im Obergeschoss mit 210 Quadratmetern. Der Publikumsverkehr durch die Prüfung von Kraftfahrzeugführern blieb auf das Erdgeschoss beschränkt. Das zweite Obergeschoss diente drei Vereinsingenieuren als Wohnraum sowie als Aktenlager.


Dieses Haus wurde Anfang 1945 erheblich beschädigt, das Dachgeschoss brannte völlig aus. Dem damaligen Hausmeister Kapahnke und einigen Angestellten des Vereins war es zu verdanken, dass das Feuer nicht auf die anderen Geschosse übergriff. Der Wiederaufbau zog sich wegen Geldmangels von 1945 bis 1948 hin.


1964 wurde das Haus in der Berliner Straße bezogen. Schließlich gab es den großen Umzug in den Business Park Phoenix West in der Antonio-Segni-Straße 8, das heute berufliche Heimat für die Mehrzahl der in Dortmund Beschäftigten der TÜV NORD GROUP ist. Hier wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Hagen und Dortmund zusammengezogen; sowohl das Gebäude in der Berliner Straße als auch das in Hagen hätten von Grund auf saniert werden müssen. Beide alten Liegenschaften wurden verkauft. 


Das Medizinisch-Psychologische Institut hat seine Büros in der Hansastraße 7-11, Beratungen rund um die Wiedererlangung des Führerscheins gibt Nord-Kurs am Hohen Wall 26.


Die ersten Vereins-Chefs
Erster Vorsitzender (heute würde man vom Aufsichtsrat sprechen) war der schon erwähnte Kommerzienrat Wilhelm Brügmann, der um 1900 zusammen mit G. Weyland die Actien-Commandit-Gesellschaft Aplerbecker Hütte Brügmann, Weyland & Co. leitete. Zweiter Vorsitzender war der Stahlbauunternehmer Caspar Heinrich Jucho. Erster Oberingenieur war J. Robinson, den man vom Verein in Frankfurt an der Oder abgeworben hatte. Sein erster Stellvertreter war A. Worm, der vom Magdeburger Verein kam. Er wurde Mitte 1903 zum geschäftsführenden Oberingenieur ernannt, da Robinson nach einem Unfall seine Arbeit nicht mehr fortsetzen konnte und auch kurze Zeit später verstarb. Die technische Leitung wurde 1902 W. Köhler übertragen, der ab 1921 die Amtsbezeichnung „Direktor“ führte. 


Zahlen sprechen für sich
Im Jubiläumsjahr 1925 nahm der Verein rund 257.000 Mark ein, zehn Jahre später erwirtschaftete der Verein rund 329.000 Mark. 1941 erwirtschaftete der TÜV Essen 2,5 Millionen Mark, doch der Umsatz sank von Jahr zu Jahr, weil rund ein Drittel des technischen Personals zum Kriegsdienst eingezogen worden war und Industrieanlagen zunehmend durch Bombenangriffe zerstört waren.


Nach dem Krieg ging es mit dem Verein bergauf: Waren 1951 noch 340 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, die rund 5 Millionen DM erwirtschaften, waren es 1957 schon 550 Mitarbeiterinnen und 10 Millionen DM. 1969 beschäftigte der TÜV Essen erstmals mehr als 1.000 Menschen, 1981 erstmals mehr als 2.000. Zugleich wuchs die Wirtschaftskraft: Die Umsatzmarke von 100 Millionen DM wurde 1974 übersprungen, die 200-Millionen-DM-Marke 1980. RWTÜV brachte in die Fusion mit TÜV Hannover/Sachsen-Anhalt und TÜV Nord im Jahr 2004 einen Umsatz von rund 230 Millionen Euro ein. 


2024 erwirtschaftete die TÜV NORD GROUP mit ihren mehr als 15.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit 1.693,4 Millionen Euro. 
 

Zwar dominiert die Prüfung von Kraftfahrzeugen die öffentliche Wahrnehmung, doch in Dortmund sind in diesem Segment nicht die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt:  72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigten sich beispielsweise mit Führerscheinprüfungen. Fahrzeugprüfungen werden in der TÜV NORD Station in Dorstfeld (Planetenfeldstraße 95, Inbetriebnahme 1982), in Körne (Am Zippen 1, Inbetriebnahme 1955, erweitert 1963), in Wambel (Oberste-Wilms-Straße 15, Inbetriebnahme 1978) sowie über Partnerunternehmen angeboten. Die Business Unit Industry beschäftigt 164 Mitarbeitende. Sie prüfen beispielsweise Aufzüge, Fahrtreppen und Druckanlagen. In der Tremoniastraße betreibt TÜV NORD (nach einer Neuorganisation im April nicht mehr DMT) ein Prüflaboratorium für Brandschutz. 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen sich mit der Zertifizierung von Managementsystemen und Produkten. Hilfe bei der Wiedererlangung des Führerscheins gibt es bei Nord-Kurs (Hoher Wall 26) und dem MPI (Hansastraße 7-11). In beiden Unternehmensteilen arbeiten Psychologinnen, Psychologen und Ärzte. Schließlich stehen Ärztinnen, Ärzte und Spezialisten von MEDITÜV für Arbeitsschutzfragen von Unternehmen in allen Fragen der Arbeitssicherheit und bei arbeitsmedizinischen Untersuchungen zur Seite sowie weitere im Bereich Brandschutzschulungen (alle: Business Unit People & Empowerment).


Von den 284 in Dortmund Beschäftigten haben 170 einen Hochschulabschluss. Die weit überwiegende Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stammt aus Deutschland, jedoch sind auch Menschen mit Wurzeln aus Kamerun, Kroatien, Haiti, Portugal, Syrien, dem Iran, dem Libanon und der Türkei hier beschäftigt. Die Frauenquote beträgt rund 27 Prozent. Unterschiede – in jeder Beziehung – machen den Unterschied im Erfolg von Teams.


2024 wurden allein von TÜV NORD und Partnerbüros in Dortmund etwa 52.500 Hauptuntersuchen an Kraftfahrzeugen vorgenommen. 53,6 Prozent aller Pkw hatten 2024 keine, 17 Prozent nur geringe Mängel. Für die etwa 14.300 theoretischen und 13.700 praktischen Führerscheinprüfungen (Zahlen von 2024) in Dortmund sind täglich im Durchschnitt sieben Prüferinnen und Prüfer im Einsatz.  
 

Über die TÜV NORD GROUP

Vor über 150 Jahren gegründet, stehen wir weltweit für Sicherheit und Vertrauen. Als Wissensunternehmen haben wir die digitale Zukunft fest im Blick. Ob Ingenieurinnen, IT-Security-Experten oder Fachleute für die Mobilität der Zukunft: Wir sorgen in mehr als 100 Ländern dafür, dass unsere Kunden in der vernetzten Welt noch erfolgreicher werden.

Dieses Haus in der Poppelsdorfer Straße wurde als erstes eigenes Vereinshaus 1928 bezogen. Es wurde Anfang 1945 schwer beschädigt, das Dachgeschoss brannte völlig aus. Das Gebäude steht noch heute. Bildquelle: TÜV NORD AG

Erstes eigenes Vereinshaus in Dortmund

Dieses Haus in der Poppelsdorfer Straße wurde als erstes eigenes Vereinshaus 1928 bezogen. Es wurde Anfang 1945 schwer beschädigt, das Dachgeschoss brannte völlig aus. Das Gebäude steht noch heute. Bildquelle: TÜV NORD AG

Dieses Haus in der Poppelsdorfer Straße wurde als erstes eigenes Vereinshaus 1928 bezogen. Es wurde Anfang 1945 schwer beschädigt, das Dachgeschoss brannte völlig aus. Das Gebäude steht noch heute. Bildquelle: TÜV NORD AG JPG - 2 MB
Wilhelm Brügmann war der erste Vorsitzende des DÜV Dortmund.

Wilhelm Brügmann

Wilhelm Brügmann war der erste Vorsitzende des DÜV Dortmund.

Wilhelm Brügmann war der erste Vorsitzende des DÜV Dortmund. JPG - 284 KB
In einer Zeitungsannonce macht der DÜV Dortmund auf seine Dienstleistungen aufmerksam.

Zeitungsannonce

In einer Zeitungsannonce macht der DÜV Dortmund auf seine Dienstleistungen aufmerksam.

In einer Zeitungsannonce macht der DÜV Dortmund auf seine Dienstleistungen aufmerksam. JPG - 4 MB
W. Köhler lobte im Jubiläumsjahr 1925 die Anstrengungen, die Sorgen der Familien der „TÜV-Beamten“ wenigstens finanziell zu lindern.

W. Köhler

W. Köhler lobte im Jubiläumsjahr 1925 die Anstrengungen, die Sorgen der Familien der „TÜV-Beamten“ wenigstens finanziell zu lindern.

W. Köhler lobte im Jubiläumsjahr 1925 die Anstrengungen, die Sorgen der Familien der „TÜV-Beamten“ wenigstens finanziell zu lindern. JPG - 173 KB
Die Statistik zeigt die Zahl der Führerscheinprüfungen beim DÜV Dortmund von 1923 bis 1937. Klasse 1 sind Motorräder, Klasse 2 Lkw, Klasse 3 Pkw.

Führerscheinprüfungen in Dortmund, 1925-1937

Die Statistik zeigt die Zahl der Führerscheinprüfungen beim DÜV Dortmund von 1923 bis 1937. Klasse 1 sind Motorräder, Klasse 2 Lkw, Klasse 3 Pkw.

Die Statistik zeigt die Zahl der Führerscheinprüfungen beim DÜV Dortmund von 1923 bis 1937. Klasse 1 sind Motorräder, Klasse 2 Lkw, Klasse 3 Pkw. JPG - 271 KB
Prüfstätigkeiten beim DÜV Dortmund bis 1925.

Prüftätigkeiten bis 1925.

Prüfstätigkeiten beim DÜV Dortmund bis 1925.

Prüfstätigkeiten beim DÜV Dortmund bis 1925. JPG - 6 MB
Vorstandsvorsitzender Gottlieb F​lach musste sein Amt 1938 abgeben, weil der Dortmunder Verein im TÜV Essen aufging.

Gottlieb Flach

Vorstandsvorsitzender Gottlieb F​lach musste sein Amt 1938 abgeben, weil der Dortmunder Verein im TÜV Essen aufging.

Vorstandsvorsitzender Gottlieb F​lach musste sein Amt 1938 abgeben, weil der Dortmunder Verein im TÜV Essen aufging. JPG - 270 KB
Der DÜV Dortmund wurde 1938 dem Überwachungs-Bezirk 4 zugeschlagen, dem TÜV Essen.

Überwachungsbezirk 4

Der DÜV Dortmund wurde 1938 dem Überwachungs-Bezirk 4 zugeschlagen, dem TÜV Essen.

Der DÜV Dortmund wurde 1938 dem Überwachungs-Bezirk 4 zugeschlagen, dem TÜV Essen. JPG - 2 MB
So sah die TÜV-Landschaft 1938 nach den staatlich verordneten Zusammenschlüssen aus.

TÜV-Landschaft 1938

So sah die TÜV-Landschaft 1938 nach den staatlich verordneten Zusammenschlüssen aus.

So sah die TÜV-Landschaft 1938 nach den staatlich verordneten Zusammenschlüssen aus. JPG - 2 MB
Das Brandschutzzentrum ist nach dem Betriebsübergang im Zuge einer Umorganisation von DMT an TÜV NORD Systems gegangen.

Brandschutzzentrum

Das Brandschutzzentrum ist nach dem Betriebsübergang im Zuge einer Umorganisation von DMT an TÜV NORD Systems gegangen.

Das Brandschutzzentrum ist nach dem Betriebsübergang im Zuge einer Umorganisation von DMT an TÜV NORD Systems gegangen. JPG - 4 MB
​Vorstandsvorsitzender Otto Meyer, in dessen Amtszeit der Bau und Bezug des Gebäudes an der Poppelsdorfer Straße fällt.

Otto Meyer

​Vorstandsvorsitzender Otto Meyer, in dessen Amtszeit der Bau und Bezug des Gebäudes an der Poppelsdorfer Straße fällt.

​Vorstandsvorsitzender Otto Meyer, in dessen Amtszeit der Bau und Bezug des Gebäudes an der Poppelsdorfer Straße fällt. JPG - 353 KB
Foyer des Gebäudes im Business Park Phoenix West.

Foyer des Gebäudes in Phoenix West

Foyer des Gebäudes im Business Park Phoenix West.

Foyer des Gebäudes im Business Park Phoenix West. JPG - 6 MB
Einige Parkplätze sind mit einem Solardach ausgestattet.

Parkplätze mit Solardach

Einige Parkplätze sind mit einem Solardach ausgestattet.

Einige Parkplätze sind mit einem Solardach ausgestattet. JPG - 4 MB

Kontakt

Annika Burchard, Corporate Communications TÜV NORD GROUP

Annika Burchard

Stv. Leitung Corporate Newsroom; Energy & Resources (Energie, Rohstoffe); Industry