Bagger sind die größte Gefahr für Gasleitungen

Wie langlebig sind Pipelines - und geht das auch mit Wasserstoff?

„Rost kann den Rohren nichts anhaben – es sind ausschließlich externe Ereignisse, die zu Schäden führen können“, bringt es Pipeline-Experte Julio Miguel Guerra von TÜV NORD auf den Punkt. „Sehr vorsichtig geschätzt können Gashochdruckleitungen bei ordnungsgemäßem Betrieb und regelmäßiger technischere Überwachung hundert Jahre sicher betrieben werden – auch zukünftig mit Wasserstoff.“

Rohrleitungen durchziehen das ganze Land, sowohl für Wasser und Abwasser, als auch für wassergefährdende Stoffe wie Erdöl und für Energieträger wie Erdgas und Wasserstoff. Über 500.000 Kilometer ist das Gasnetz in Deutschland lang, eingeschlossen dabei sind sowohl Fernleitungen mit einer Länge von rund 40.000 Kilometern als auch örtliche Verteilnetze. Havarien und Störungen gibt es nur sehr selten. „Das liegt an der Überwachung bei ihrer Errichtung und während des Betriebs sowie am Wissen um die Sicherheit, die sich in Regelwerken ausdrückt“, so Julio Miguel Guerra. Er ist Pipelineexperte bei TÜV NORD. „Die größte Gefahr stellen Bauarbeiten in der Nähe der Rohrleitungen dar, die bei fehlender Abstimmung mit den jeweiligen Betreibern zu Beschädigungen führen können.“

Undichten aufgrund von Korrosion seien bei Gashochdruckleitungen oder Rohrfernleitungen fast ausgeschlossen, so Miguel Guerra. Das hat gleich mehrere Gründe. Einer davon ist der aktive, der sogenannte kathodische Korrosionsschutz. Das Anlegen einer Gleichspannung bewirkt eine kathodische Polarisation, so dass die Korrosionsgeschwindigkeit des Rohrwerkstoffs auf einen technisch vernachlässigbaren Wert gesenkt wird. Außerdem werden die Rohrleitungen alle 10 bis 15 Jahre mit sogenannten Molchen inspiziert. Es können hierbei unterschiedliche Molchverfahren zur Anwendung kommen.  Zum Beispiel kann ein Ultraschall-Inspektionsmolch Korrosionen erkennen und auch die Wanddicken messen, die wiederum eine Lebensdauerbetrachtung von Fehlstellen ermöglichen. So können Schäden an Rohrleitungen verhindert werden, so dass es gar nicht zu Leckagen und daraus resultierenden Umweltschäden kommt.

Unterirdisch verlegte Rohrleitungen verfügen über eine isolierende Außenhülle, sie dient als passiver Korrosionsschutz; so wird vermieden, dass die eigentliche Rohrleitung in direkten Kontakt mit dem Erdreich kommt. Oberirdisch verlegte Rohrleitungen erhalten einen Anstrich gegen Korrosion und können leicht von außen begutachtet werden – inzwischen werden dazu bei TÜV NORD auch Drohnen eingesetzt.

Auch wenn die Rohre offenbar langlebig sind: Sind die für Erdgas ausgelegten Rohre auch für den Transport von Wasserstoff nutzbar, dem Energieträger der Zukunft? „Grundsätzlich ja, sofern die Umstellung durch Sachverständige begleitet wird“, sagt Julio Miguel Guerra. Wasserstoff ist ein nicht korrosives Medium, und der Betriebsdruck einer solchen, mit Wasserstoff gefüllten, Leitung weicht nicht von dem für Erdgas ab. „Sehr vorsichtig geschätzt könnten Gashochdruckleitungen bei ordnungsgemäßem Betrieb und regelmäßiger technischere Überwachung hundert Jahre sicher betrieben werden.“

 

Weitere Informationen zum Themenkomplex Wasserstoff und Pipelines gibt es hier
Wasserstoff-Pipelines: https://www.tuev-nord.de/de/unternehmen/energie/wasserstoff/wasserstoff-pipelines-netze/
Pipelines-Energieverteilung: https://www.tuev-nord.de/de/unternehmen/energie/energieverteilung/pipelines/

 

Gut zu wissen: Man unterscheidet...

  • Gashochdruckleitungen und Rohrfernleitungen. Sie werden beim Neubau und wiederkehrend überwacht. Im Rohrfernleitungsbereich erfolgen die Wiederkehrenden Prüfungen im Beisein des TÜV.
  • Kleinräumige Verteilerleitungen. Sie werden von Sachverständigen der Inspektionsstelle für Gashochdruckleitungen oder des Deutschen Verein des Gas- und Wasserfachs beim Neubau geprüft, wiederkehrende Prüfungen erfolgen durch Betreiber.

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