Erstmals vollautonome U-Bahn auf die Schiene gebracht

Bahnexperten von TÜV NORD China haben erstmals ein komplettes autonomes Metrosystem geprüft und zertifiziert.

Shanghai: Für den Nahverkehr der südchinesischen Metropole Shenzhen mit mehr als 17 Millionen Einwohnern haben die Bahnexperten von TÜV NORD China erstmals ein komplettes autonomes Metrosystem umfassend geprüft und zertifiziert.

Die Linie 20 verbindet den Airport North mit dem Convention & Exhibition Centre. Die Inspektionen umfassten die Teilsysteme Signalgebung, Fahrzeug, Bahnsteigtüren, Kommunikation und Nahtstellen zu anderen externen Geräten sowie die Zugsicherung ISCS: Es ermöglicht die Abfrage von Werten für eine Vielzahl von Teilsystemen in Zügen, Tunneln, Passagierbahnhöfen, Umspannwerken und Betriebshöfen. „Wir sind erfreut, an diesem Projekt mitgewirkt und unsere Expertise eingebracht zu haben“, sagt Gene Wang, Bahnfachmann bei TÜV NORD in China.

Sein Team ging der Frage nach, ob die Sicherheitsanforderungen für Kommunikations-, Signalgebungs- und Datenverarbeitungssysteme erfüllt waren. Außerdem standen Bewertungen der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und der Sicherheit (Reliability, Availability, Maintainability, Safety, RAMS*) im Mittelpunkt der Betrachtung. Grundlage für diese unabhängige Sicherheitsüberprüfung (Independent Safety Assessment, ISA) waren die Normen EN 50126, EN 50128 und EN 50129. Die Tätigkeiten wurden im Rahmen der CNAS Akkreditierung vn TÜV NORD China durchgeführt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt war die Begutachtung des Systems unter Berücksichtigung des Automatisierungsgrads GOA4, der höchsten Automatisierungsstufe. Im Bahnsystem von Shenzhen sind Züge vollautomatisch und ohne Fahrpersonal unterwegs (UTO, unattended train operation). Eine Leitstelle kann in den Zugbetrieb eingreifen. So prüfte das TÜV NORD-Team, ob die Hauptfunktionen des elektronischen Systems gemäß den SIL4-Anforderungen (Safety Integrity Level 4 gemäß EN 50129) ausgelegt waren. Bei dem hier eingesetzten Zugsicherungssystem handelt es sich um das vom chinesischen Signalsystemhersteller CASCO entwickelte TACS (Train Autonomous Circumambulation System). Die Zugsicherung erfolgt im Wesentlichen durch die permanente Kommunikation zwischen den Fahrzeugen und den daraus abgeleiteten Fahrzuständen für jede einzelne auf der Strecke befindliche Einheit.

Gene Wang ist von der neuen Linie begeistert. „Es ist schon ein besonderes Gefühl, mit einer autonom fahrenden U-Bahn unterwegs zu sein; aber selbst die gesamte Sicherheitstechnik begutachtet zu haben, macht Fahrt zu einem ganz einzigartigen Erlebnis.“

Auch über autonom fahrende Bahnen und das europäische Zugsicherungssystem ETCS wird TÜV NORD während der Branchenmesse Innotrans vom 20. bis 23. September informieren. Das Unternehmen ist zu finden im CityCube am Stand 620.

 

 

* Die RAMS-Methodik (wie in der Norm 50126 definiert) soll schon in der Planungsphase Fehler verhindern. Bei der RAMS-Betrachtung geht es um die Spezifikationen von Sicherungssystemen im Eisenbahnwesen. Das lässt sich aber nur verwirklichen, wenn die Zuverlässigkeits- und Instandhaltbarkeitsanforderungen ständig erfüllt und beispielsweise Instandhaltungsarbeiten überwacht werden. Der RAMS-Prozess betrachtet außerdem mögliche Gefährdungen sowie die Auswirkungen eines Ausfalls auf die Funktionalität des Gesamtsystems.

 

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