Gibt es den Montagsblues wirklich?

Der Montagmorgen ist für viele der Tiefpunkt der Woche, aber gilt das wirklich?

Der Montagmorgen ist für viele der Tiefpunkt der Woche: Die Arbeit ruft, und das nächste Wochenende liegt noch in weiter Ferne. Bereits Anfang der 1950er Jahre kürte eine Umfrage den Montag zum unbeliebtesten Wochentag. „Daran hat sich bis heute nichts geändert“, sagt Dennis Dal Mas vom Medizinisch-Psychologischen Institut des TÜV NORD in Bielefeld. Und die Statistiken zeigen: Für die Abneigung gibt es ein paar gute Gründe.

Der Frust beginnt schon morgens: Beim Pendeln mit der Bahn etwa muss man zu Wochenbeginn mit mehr Verspätungen rechnen. An Montagen und Dienstagen sind die Züge am unpünktlichsten, wie das Statistikunternehmen Statista 2019 am Beispiel ausgewählter Städte berechnete. Zwar verhält es sich mit den Unfällen von Pkw im Straßenverkehr umgekehrt: Die meisten ereignen sich freitags. Doch montags werden die meisten Arbeitsunfälle gemeldet, so belegen es die Statistiken der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

Auf vermehrten Stress an Montagen deuten auch medizinische Studien hin. Eine davon verfolgte knapp 4000 Männer der kanadischen Luftwaffe über einen Zeitraum von 50 Jahren. Mehr als 200 von ihnen erlitten in dieser Zeit einen plötzlichen Herztod, davon ein gutes Fünftel montags – deutlich mehr als das statistisch zu erwartende Siebtel. Bei anderen Todesursachen gab es keine erhöhte Sterberate an Montagen.

Körper muss sich von Erholung auf Arbeit umstellen

Die kanadischen Forscher vermuten, dass das Herz montags unter besonderem Stress steht, weil der Körper nach dem gemütlichen Wochenende abrupt auf Pflichtprogramm umstellen muss: Stresshormone werden ausgeschüttet, Puls und Blutdruck steigen. Dafür spricht auch, dass vor allem die arbeitende Bevölkerung vermehrt montags Infarkte erleidet. Ab dem Rentenalter ist das Risiko eines plötzlichen Herztods an Montagen weniger erhöht, so das Ergebnis einer niederländischen Studie. Laut Statistiken aus Belgien fällt der Montagspeak in der Altersgruppe von Ende 30 bis Anfang 40 am deutlichsten aus – hier allerdings nur bei Infarkten ohne Todesfolge. Das könnte auf eine alternative Erklärung hinweisen: Gehen manche Leute nach einem milden Infarkt am Wochenende womöglich erst am Montag zum Arzt, weil sie nicht in die Notaufnahme wollen?

Die Infarktstatistiken liefern keine eindeutige Antwort. Es gibt aber noch weitere Indizien für besonderen Stress zu Wochenbeginn. In einer Studie in Japan stieg der Blutdruck an Montagen, und zwar vorwiegend bei arbeitenden Versuchspersonen. Auch Tagebuchaufzeichnungen von Angestellten bestätigen: Am Anfang der Woche ist der Stress am Arbeitsplatz am größten.

In der übrigen Gefühlslage spiegelt sich das jedoch nur wenig. Am besten ist die Stimmung erwartungsgemäß am Wochenende, wie eine Telefonumfrage unter 340.000 Menschen in den USA ergab. Aber verglichen mit den übrigen Werktagen war die Stimmung montags nicht viel schlechter.

Auch eine Metaanalyse konstatierte nur ein schwaches Montagstief. Die Menschen würden zwar glauben, dass ihre Stimmung montags in den Keller geht, berichtete der Emotionsforscher Charles Areni. Aber in der Rückschau erscheine ihnen der letzte Montag dann doch nicht so schlimm wie erwartet. Und wenn man an den Werktagen selbst nachfrage, sei die Stimmung montags nur geringfügig schlechter. Gibt es den Montagsblues also gar nicht?

Schlafrhythmus spielt wichtige Rolle bei Wohlbefinden

Womöglich steckt weniger die Stimmung in einem Tief als vielmehr die Leistungsfähigkeit. Zu diesem Schluss kam ein Team um den Psychologen Oliver Weigelt von der Universität Leipzig nach einer Studie unter Angestellten: Sie zeigten an Montagen vor allem einen abrupten Energieabfall. Die Montagsmüdigkeit hänge mit der Umstellung im Schlafrhythmus zusammen, so die Vermutung. Noch dazu kann die Aussicht auf die nächste Arbeitswoche den Schlaf stören.

Beim Stressmanagement spielen Erwartungen eine große Rolle. „Mit Stress am Freitag können wir besser umgehen, weil wir wissen: Nur noch ein paar Stunden, dann ist Wochenende“, erklärt Dennis Dal Mas von TÜV NORD. An Montagen ist erstmal keine Erholung in Sicht, im Gegenteil: Die ganze Woche steht noch bevor. Deshalb sei es besonders wichtig, erholsame Pausen einzuplanen, sagt der promovierte Psychologe. Er empfiehlt, sich montags regelmäßig zum Kaffeetrinken oder zum Spazierengehen in der Mittagspause zu verabreden: „Nette Kontakte sind ein emotionaler Puffer.“

Über die TÜV NORD GROUP

Vor über 150 Jahren gegründet, stehen wir weltweit für Sicherheit und Vertrauen. Als Wissensunternehmen haben wir die digitale Zukunft fest im Blick. Ob Ingenieurinnen, IT-Security-Experten oder Fachleute für die Mobilität der Zukunft: Wir sorgen in mehr als 100 Ländern dafür, dass unsere Kundinnen und Kunden in der vernetzten Welt noch erfolgreicher werden.

Themen:

Verkehr/Mobilität

Claas Alexander StrohKonzern-Kommunikation

Tel.: + 49 511 998-62296
cstroh@tuev-nord.de