Was ist eigentlich ein „Stellwerksausfall“?

1. März 2023 | Industrie Service: Karin Seibold aus dem Bahntechnik-Team von TÜV NORD erläutert, was dahintersteckt.

Viele Bahnreisende werden es schon einmal erlebt haben: Der Zug bleibt unplanmäßig stehen, der Zugbegleiter informiert über einen „Stellwerksausfall“. Karin Seibold aus dem Bahntechnik-Team von TÜV NORD erläutert, was dahintersteckt.

„Meist ist es gar nicht das Stellwerk, das ein Problem hat, sondern die Infrastruktur“, erklärt Karin Seibold. Es kann sich zum Beispiel um eine Weichenstörung handeln. Dann bewegt sich die Weichenzunge nicht vollständig in eine Position. Bei einer Überfahrt über eine nicht richtig gestellte Weiche kann ein Zug entgleisen. „Abhilfe schafft das mehrfache Schalten im Stellwerk. Und wenn das nicht reicht, muss jemand die Weiche mechanisch stellen.“

Auch kann eine Signalstörung vorliegen. Wobei in aller Regel nicht das Signal gestört ist, sondern der Streckenabschnitt dahinter. Grund dafür kann wieder eine nicht richtig funktionierende Weiche sein. Natürlich kann auch eine Leuchte des Signals ausgefallen sein.

Es kann sich auch um eine Achszählerstörung handeln. Achszähler sind elektronische Bauteile an der Schiene, die Achsen vorbeifahrender Züge „zählen“ und mit der Zählung des vorausgegangenen Abschnitts vergleichen. Ist die Zahl ungleich, liegt ein Problem vor. Theoretisch kann sich beispielsweise ein Wagen gelöst haben. Dann wäre der vorherige Gleisabschnitt nicht frei, Züge können nun in diesen Abschnitt nicht einfahren.

In jedem dieser Fälle muss die Strecke inspiziert werden. Dies kann durch Personal einer Entstörstelle erfolgen. Alternativ kann der Fahrdienstleiter oder die Fahrdienstleiterin im Stellwerk dem ausgebremsten Zug den Befehl geben, langsam die Strecke zu befahren und sie so zu prüfen.

Schließlich und endlich kann tatsächlich im Stellwerk ein Rechner ausfallen. Es sind zwar immer zwei Rechner gleichzeitig in Betrieb; fällt jedoch einer aus, müssen beide Rechner heruntergefahren werden. Bis sie wieder zur Verfügung stehen, kann es einige Zeit dauern. „In Deutschland ist mir kein Hot-Stand-by-Betrieb bekannt“, erklärt Karin Seibold, es gibt also kein System, das permanent als Backup zur Verfügung steht.

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