VdTÜV veröffentlicht Mängelstatistik zu Bussen und Nutzfahrzeugen

11.09.2015 | Verkehr: Busse sind sehr sichere Verkehrsmittel. Über 80 Prozent aller Reise- und Linienbusse bestehen die Hauptuntersuchung auf Anhieb, rund zwei Drittel sind beim TÜV sogar mängelfrei.

Busse sind sehr sichere Verkehrsmittel. Über 80 Prozent aller Reise- und Linienbusse bestehen die Hauptuntersuchung (HU) auf Anhieb, rund zwei Drittel sind beim TÜV sogar mängelfrei. Das geht aus dem Bus-Report hervor, den der Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) in Berlin vorgestellt hat.

Der Mittelwert der Quote der erheblichen Mängel aller Linien-, Überland-, und Reisebusse beträgt 18,5 Prozent. Geringe Mängel stellten die TÜV-Experten an 14,5 Prozent aller Fahrzeuge fest, mängelfrei sind 66,9 Prozent und „verkehrsunsicher“ 0,1 Prozent . Sie mussten sofort stillgelegt werden. Auffällig ist ein Anstieg der Quote erheblicher Mängel mit zunehmendem Alter der Busse: Bereits nach einem Jahr beträgt die Quote 5,6 Prozent, nach fünf Jahren sind es 14,4 Prozent. Nach zehn Jahren bekommt bereits jeder fünfte Bus (20,3 Prozent) die Plakette im ersten Anlauf nicht, bei den Zwanzigjährigen ist es fast jeder Dritte (30,4 Prozent ).

Besonders häufig stellen die TÜV-Experten Mängel an der Beleuchtung fest. Sorge bereitet auch häufiger der Ölverlust am Motor sowie Mängel an der Bremsanlage. „Besonders der Ölverlust bedeutet nicht nur eine Belastung für die Umwelt, sondern kann auch wegen der Brandgefahr ein Sicherheitsrisiko für die Fahrgäste darstellen“, erläutert Klaus Brüggemann, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des VdTÜV.

Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse empfiehlt der VdTÜV den Busunternehmen auf den technischen Zustand der Fuhrparks zu achten. „Die Sicherheit der Fahrgäste muss an oberster Stelle stehen“, erklärt Brüggemann. „Deshalb müssen notwendige Instandhaltungsarbeiten immer rechtzeitig erfolgen.“ Der VdTÜV empfiehlt dabei besonders bei älteren Fahrzeugen die spezifischen Wartungsanforderungen zu berücksichtigen.

Der Gesetzgeber schreibt vor jeder Fahrt einen Sicherheitscheck durch den Fahrer vor. Bei dieser Abfahrtkontrolle sollten alle sicherheitsrelevanten Komponenten kurz überprüft werden. „Gerade die vielen Mängel an den Beleuchtungsanlagen lassen aber vermuten, dass die Abfahrtkontrolle nicht gründlich oder gar nicht vorgenommen wird“, so Brüggemann, „schließlich lassen sich die Beleuchtungsmängel mit einfachsten Mitteln feststellen und oftmals auch beheben.“

„Rein statistisch ist der Bus eines der sichersten Verkehrsmittel überhaupt, das in Deutschland jährlich 5,6 Milliarden Fahrgäste befördert“, betont Brüggemann. Erfreulich ist daher der hohe Anteil an mängelfreien Fahrzeugen. Ein Vergleich mit anderen Fahrzeugkategorien unterstreicht das hohe Sicherheitsniveau: Mit 18,5 Prozent erheblichen Mängeln liegen die Busse im Vergleich vor den Pkw (23,5 Prozent) und den Nutzfahrzeugen (25,3 Prozent).

Für den TÜV Bus-Report werteten die Experten rund 50.000 Hauptuntersuchungen von Reise- und Linienbussen aus. Für Fahrzeuge zur Personenbeförderung ab acht Sitzplätzen ist sie im jährlichen Rhythmus vorgeschrieben. Die Erhebung dieser Datenbasis ist neutral und objektiv. Sie stützt sich auf den amtlichen Prüfkatalog der HU, in dem vom Gesetzgeber über 145 einzelne Prüfpunkte vorgeschrieben sind.

Der technische Zustand der Fahrzeuge hat einen entscheidenden Einfluss auf die Sicherheit. Sie hängt aber noch von weiteren Faktoren ab. Besonders die Betriebsabläufe in einem Busunternehmen und die Qualifikation der Fahrer spielen für den sicheren Busverkehr eine Rolle.

Fast 80 Prozent aller Nutzfahrzeuge bestehen die HU auf Anhieb, rund 25 Prozent fallen beim TÜV wegen sicherheitsrelevanten Mängeln auf. Das geht aus dem „TÜV Report Nutzfahrzeuge“ hervor, der vom Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) veröffentlicht wurde. Rund 2,5 Mio. Transporter, Kleintransporter, leichte und schwere Lkw sind in Deutschland zugelassen. Für den Report wurden etwa 1,2 Millionen Hauptuntersuchungen aus den Jahren 2014 und 2013 ausgewertet.

So unterschiedlich das Nutzungsprofil und das Gewicht der Fahrzeuge sind, so unterschiedlich sind auch die Mängelquoten bei den einzelnen Fahrzeugkategorien. Besonders mängelanfällig sind Kleintransporter bis 3,5 Tonnen (26 Prozent erhebliche Mängel) und Nutzfahrzeuge in der Gewichtsklasse 7,5 bis 18 Tonnen (26,9 Prozent erhebliche Mängel). Schwere Lkw ab 18 Tonnen schneiden mit 21,8 Prozent erheblicher Mängel am besten ab. Die Quote erheblicher Mängel aller Nutzfahrzeuge beträgt durchschnittlich 25,3 Prozent.

Die meisten Mängel stellten die TÜV-Experten über alle Gewichtsklassen an der Beleuchtung fest, wobei die Rücklichter besonders betroffen sind: Bereits 4,3 Prozent aller Nutzfahrzeuge haben nach einem Jahr sicherheitsrelevante Mängel an der hinteren Beleuchtungseinrichtung. Nach fünf Jahren sind es hier bereits 12,5 Prozent und 4,9 Prozent an den vorderen Scheinwerfern. Auffällig sind auch Probleme durch Ölverlust an Antrieb und Motor sowie Defekte an den Bremsanlagen. Kein Thema ist mittlerweile die Korrosion an tragenden Bauteilen: Auch nach fünf Jahren liegt der Anteil gefährlicher „Rostlauben“ bei kaum messbaren 0,1 Prozent.

Grundsätzlich gilt: Je älter ein Fahrzeug, desto höher die Gefahr, dass sicherheitsrelevante Mängel auftreten. „Deshalb trägt eine intensive Wartung von Anfang an nicht nur zu einer längeren Lebensdauer bei, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit“, erläutert Klaus Brüggemann.

In der Gewichtsklasse der Transporter bis 7,5 Tonnen zeigen sich besonders bei den älteren Fahrzeugen Sicherheitsmängel. Bei den Kleintransportern unter 3,5 Tonnen steigt die durchschnittliche Quote erheblicher Mängel von 10,0 Prozent nach zwei Jahren auf 36,1 Prozent nach zehn Jahren – bei einzelnen Modellen erreicht sie Werte über 40 Prozent. Auch an Transportern zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen steigt die Quote erheblicher Mängel stark an: Nach fünf Jahren beträgt sie hier bereits 25,5 Prozent. Der VdTÜV führt dies auf eine schlechte Wartung und das spezifische Nutzerverhalten bei leichten Nutzfahrzeugen zurück. Häufig werden sie im Dauereinsatz so lange an der Auslegungsgrenze gefahren, bis Mängel deutlich zutage treten. Eine präventive Wartung findet dadurch nicht statt. Diese falsch verstandene Sparsamkeit geht am Ende zu Lasten der Sicherheit.

Wie sich ein vorausschauendes Sicherheitskonzept und eine hohe Prüfdichte positiv bei der HU bemerkbar macht, zeigt sich bei den Lkw in den hohen Gewichtsklassen. Nutzfahrzeuge über 18 Tonnen erreichen eine durchschnittliche Quote erheblicher Mängel von 21,8 Prozent, wobei gleichzeitig die jährliche Laufleistung bei ihnen am höchsten ist. Hier macht sich bei den HU-Ergebnissen eine völlig andere Sicherheitsphilosophie bemerkbar. Schwere Lkw, die im Güterverkehr häufig just in time eingetaktet sind, müssen in einem Top-Zustand sein. Bleiben sie wegen technischer Probleme liegen, würde das enorme finanzielle Schäden verursachen. Für die Flottenbetreiber steht daher die präventive Wartung im Vordergrund. Darüber hinaus ist bei den schweren Nutzfahrzeugen auch die Prüfdichte am höchsten: Ab einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen müssen Nutzfahrzeuge jährlich eine HU absolvieren und ab 12 Tonnen zusätzlich alle sechs Monate eine Sicherheitsprüfung. Das zahlt sich am Ende auch bei der Verkehrssicherheit aus.

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