Im Kopf eines Formel-1-Piloten

29. Oktober 2020 | Mobilität: Wenn bei 250 Stundenkilometern auf der Strecke etwas Unerwartetes passiert, reagiert ein Rennfahrer innerhalb von Millisekunden. Dafür hat er jahrelang trainiert. Doch bringt ihm das auch etwas in anderen Situationen, die eine schnelle Reaktion erfordern? Funktionieren die grauen Zellen eines Formel-1-Piloten also besonders gut?

Wenn bei 250 Stundenkilometern auf der Strecke etwas Unerwartetes passiert, reagiert ein Rennfahrer innerhalb von Millisekunden. Dafür hat er jahrelang trainiert. Doch bringt ihm das auch etwas in anderen Situationen, die eine schnelle Reaktion erfordern? Funktionieren die grauen Zellen eines Formel-1-Piloten also besonders gut? 

Eine Studie aus der Heimat von Ferrari hat diese Frage genauer untersucht. Das Team um Hirnforscher Giulio Bernardi von der Universität Pisa warb dazu elf Profi-Rennfahrer sowie elf weitere Versuchspersonen an, die den Profis in Alter und anderen Merkmalen ähnlich waren, jedoch keine Autorennen fuhren. Sie alle sollten, während sie in einem Hirnscanner lagen, einfache Reaktionsaufgaben erledigen, zum Beispiel so schnell wie möglich einen Knopf drücken, sobald Punkte auf einem Bildschirm die Farbe wechselten.

Das gelang beiden Gruppen ungefähr gleich gut, wie die Forschenden feststellten. Bei beiden waren zudem dieselben Hirnregionen aktiv, die unter anderem zuständig sind für Aufmerksamkeit, räumliches Sehen und Bewegungssteuerung. Aber bei den Profis waren die beteiligten Strukturen in diesen Regionen kleiner und stärker miteinander verbunden.

„Die Befunde zeigen, dass die Informationsverarbeitung bei ihnen effektiver ablief“, erläuterten Bernardi und sein Team 2013 in einem Fachartikel. Die Profis benötigten offenbar weniger geistige Ressourcen, um ebenso schnell zu reagieren.

Eine weitere Besonderheit: Bei den Rennfahrern schwankte die Aktivität in den beteiligten Strukturen stärker und systematischer als bei den Kontrollpersonen. Das werteten die Forschenden als Hinweis darauf, dass diese Areale koordinierter arbeiteten. Eine schwankende Aktivität in der Großhirnrinde gilt auch als Merkmal eines jungen, leistungsfähigen Gehirns. Nimmt die Schwankungsbreite mit dem Alter ab, deutet das auf ein vermindertes Leistungsvermögen hin.

Also ab auf den Nürburgring? Der promovierte Psychologe Ralf Buchstaller von TÜV NORD hält das für unnötig: „Man braucht keine Rennstrecke, um die grauen Zellen fit zu halten. Jede Art von Training hilft, sofern es Konzentration und koordinierte Bewegungen erfordert.“

Bei Golfprofis etwa sind die fürs Spielen benötigten neuronalen Netzwerke effizienter organisiert, wie ein Forschungsteam der University of Chicago beobachtete. Ähnliche Übungseffekte fanden Neurologen der Technischen Hochschule Aachen auch bei Musikstudierenden, die mehr als 20 Stunden pro Woche am Klavier saßen.

„Auf den ersten Blick haben die drei Disziplinen zwar wenig gemeinsam“, sagt Ralf Buchstaller von TÜV NORD. „Doch bei Profis im Rennfahren, Golf und Klavierspiel arbeiten bestimmte Hirnregionen ähnlich – nämlich höchst koordiniert und effizient.“

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